»Fabula rasa – Fabulieren zwischen Orient und Okzident« war das Motto eines außergewöhnlichen, Grenzen überschreitenden Literaturprojektes. »Fabula madrasa« ist das Ergebnis. Eine poetische Quintessenz in Form eines wunderbaren kleinen Büchleins, geschrieben und illustriert von der vielleicht künftigen Generation Geschichtenerzähler. Auch Florian Russi ließ sich vom Geist des Ortes inspirieren – zwei seiner Fabeln entstanden in den Dünen der Liwa-Wüste, sie bilden den literarischen Rahmen des Bändchens.
Vier Wochen weilte der Autor an den deutschen Schulen in Abu Dhabi, Dubai und Sharjah. Unter seiner Anleitung entstanden liebenswerte, humorvolle, aber auch berührende Fabeln in den verschiedensten Sprachen. Protagonisten sind Tiere, die uns in der Weite der Wüste, in der Schroffheit des Hajar-Gebirges, im Grün der Wadis und der Oasen begegnen. Mit dem unverbrauchten Blick der jungen Generation spiegeln die kurzen Geschichten das eigene Erleben und den Erfahrungshintergrund der eigenen Kultur und Tradition eindrucksvoll wider – das geschriebene Wort als Mittler zwischen den Welten und den eigenen Wurzeln.
Der Wandel von »Fabula rasa« zu »Fabula madrasa« ist gewollt. Das arabische Wort »Madrasa« (»Schule«) ist eine Reminiszenz an die großen und kleinen Menschenkinder der drei deutschen Auslandsschulen in Abu Dhabi, Dubai und Sharjah, ohne die dieses wundervolle Projekt nicht zustande gekommen wäre.
Möge »Fabula madrasa« nicht nur ein Brückenschlag zwischen Orient und Okzident sein, sondern auch ein Funke, der die Lagerfeuer dieser Welt, an denen noch Geschichten erzählt werden, am Brennen hält.
Antje Genth-Wagner