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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Der Wüstenmäuserich und die Schlange

Der Wüstenmäuserich und die Schlange

Deutsche Internationale Schule Abu Dhabi

Eine Wüstenmaus stand gemütlich auf einer Sanddüne, die neben einer verlassenen Oase lag. Der Ort gefiel ihm, scheinbar sicher und ruhig, und genau hier wollte sich der Wüstenmäuserich mit seiner Familie niederlasen. Es war morgens und der Mäuserich wollte gerade Sandboarden gehen, als er ein lautes Zischen hinter sich hörte. Der Mäuserich drehte sich langsam und angsterfüllt um und blieb vor Schreck wie angewurzelt stehen. Hinter ihm stand eine – SCHLANGE!!!! »Guten Morgen!«, zischte die Schlange. »W-w-w-was w-w-w-w-willst du?«, stotterte der Mäuserich. »B-b-b-bitte tu mir nichts!« – »Keine Angst, ich tue dir nichts«, antwortete die Schlange hinterlistig lächelnd und überreichte ihm Körner und Käse. »Womit habe ich das verdient?«, fragte der Mäuserich und beäugte abwechselnd die Schlange und das Futter. Die Schlange antwortete schmeichelnd: »Du bist so edel, schnell und sportlich. Ich beneide dich sehr dafür!«

Der Mäuserich lächelte und wurde sogar etwas rot von dem Kompliment. »Vielen Dank, wenn du nichts dagegen hast, rufe ich jetzt meine Familie, um gemeinsam deine tollen Köstlichkeiten zu verspeisen«, piepste er und rief seine Frau mit den Kindern herbei. Die Mäusefamilie kam eilends aus einem Sandloch gehuscht. Als sie jedoch die Schlange sahen, blieben sie, genauso wie vorher der Mäuserich, wie angewurzelt stehen. »Keine Angst«, piepste der Mäuserich, »die Schlange tut uns nichts! Im Gegenteil, sie hat uns ein leckeres Mahl mitgebracht!« Langsam kam die Mäusefamilie näher, und als der Mäuserich ihnen dann das Futter austeilte, fiel das ganze Misstrauen auch von ihnen ab. Die Schlange stand lächelnd neben dem Mäuserich, und von einer Sekunde auf die andere ward er verschlungen. Der Mäusefamilie blieben vor Entsetzen die Köstlichkeiten im Halse stecken, und ehe sie es sich versahen, waren auch sie im Rachen der Schlange verschwunden. Diese, glücklich und satt, zischte wellenförmig von dannen.

Vertraue nie deinen schmeichelnden Feinden.

Cecilia Krauser, Klasse 7, Abu Dhabi


*****

Textquelle:

Entnommen aus: Fabula Madrasa, Halle: mdv, 2020, S.46f.


Bildquelle:

Vorschaubild:

Cecilia Krauser, Klasse 7, Abu Dhabi.

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