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Roland Opitz
Kennst du Fjodor Dostojewski?

Das Leben Dostojewskis glich einer Achterbahnfahrt: stetig pendelnd zwischen Verehrung und Verachtung, zwischen Erfolg, Spielsucht und Geldnot. Mit 28 Jahren wurde er wegen revolutionärer Gedanken des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt, landet dann aber im sibirischen Arbeitslager.
Er gilt als Psychologe unter den Schriftstellern, derjenige der hinab schauen kann in die Abgründe der menschlichen Seele. Diese Biografie ist gespickt mit Auszügen aus seinen Meisterwerken sowie mit einigen seiner Briefe, die einen offenherzigen Menschen zeigen.

Der Wüstenmäuserich und die Schlange

Der Wüstenmäuserich und die Schlange

Deutsche Internationale Schule Abu Dhabi

Eine Wüstenmaus stand gemütlich auf einer Sanddüne, die neben einer verlassenen Oase lag. Der Ort gefiel ihm, scheinbar sicher und ruhig, und genau hier wollte sich der Wüstenmäuserich mit seiner Familie niederlasen. Es war morgens und der Mäuserich wollte gerade Sandboarden gehen, als er ein lautes Zischen hinter sich hörte. Der Mäuserich drehte sich langsam und angsterfüllt um und blieb vor Schreck wie angewurzelt stehen. Hinter ihm stand eine – SCHLANGE!!!! »Guten Morgen!«, zischte die Schlange. »W-w-w-was w-w-w-w-willst du?«, stotterte der Mäuserich. »B-b-b-bitte tu mir nichts!« – »Keine Angst, ich tue dir nichts«, antwortete die Schlange hinterlistig lächelnd und überreichte ihm Körner und Käse. »Womit habe ich das verdient?«, fragte der Mäuserich und beäugte abwechselnd die Schlange und das Futter. Die Schlange antwortete schmeichelnd: »Du bist so edel, schnell und sportlich. Ich beneide dich sehr dafür!«

Der Mäuserich lächelte und wurde sogar etwas rot von dem Kompliment. »Vielen Dank, wenn du nichts dagegen hast, rufe ich jetzt meine Familie, um gemeinsam deine tollen Köstlichkeiten zu verspeisen«, piepste er und rief seine Frau mit den Kindern herbei. Die Mäusefamilie kam eilends aus einem Sandloch gehuscht. Als sie jedoch die Schlange sahen, blieben sie, genauso wie vorher der Mäuserich, wie angewurzelt stehen. »Keine Angst«, piepste der Mäuserich, »die Schlange tut uns nichts! Im Gegenteil, sie hat uns ein leckeres Mahl mitgebracht!« Langsam kam die Mäusefamilie näher, und als der Mäuserich ihnen dann das Futter austeilte, fiel das ganze Misstrauen auch von ihnen ab. Die Schlange stand lächelnd neben dem Mäuserich, und von einer Sekunde auf die andere ward er verschlungen. Der Mäusefamilie blieben vor Entsetzen die Köstlichkeiten im Halse stecken, und ehe sie es sich versahen, waren auch sie im Rachen der Schlange verschwunden. Diese, glücklich und satt, zischte wellenförmig von dannen.

Vertraue nie deinen schmeichelnden Feinden.

Cecilia Krauser, Klasse 7, Abu Dhabi


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Textquelle:

Entnommen aus: Fabula Madrasa, Halle: mdv, 2020, S.46f.


Bildquelle:

Vorschaubild:

Cecilia Krauser, Klasse 7, Abu Dhabi.

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