Eines Morgens, an einer Küste, trat eine Schildkröte langsam aus dem Wasser. Sie legte sich gemütlich ans Land, schloss die Augen und ließ sich von der Sonne den dicken Panzer wärmen. Nach ein paar Momenten öffnete sie wieder ihre Augen und sah, dass das Meer etwas heran gespült hatte. Sie stampfte gelassen näher ran und nahm sich viel Zeit. Kurz danach erkannte sie eine saftige, grüne, sehr lecker aussehende Alge. Doch bevor sie den kleinen Algenhaufen erreichen konnte, stürzte etwas gieriges Weißes plötzlich vom Himmel und schnappte sich die Alge vor ihren Augen weg! Die Schildkröte erkannte sofort, wer ihr ihre Alge weggeschnappt hatte. Es war die listige Möwe, die ihr schon einmal einen kleinen Fisch geklaut hatte. Da schnaubte sie: »Heh! Was für eine Unverschämtheit! Das ist und war mein Grünzeug! Gib es mir sofort zurück!« Doch die Möwe schrie nur und äffte sie nach: »Mein, mein, mein Grünzeug!« Dann sprach sie mit etwas ernsterer Stimme weiter: »Dir gehört nur das, was du auch schon gefangen hast, nicht das, was du siehst, und ich habe mir die Alge nun mal als Erste geschnappt. Ich bin eben schnell wie der Wind.«
Dann lachte sie die Schildkröte noch eine Weile gehässig aus. Anschließend verschlang die Möwe den Leckerbissen und provozierte die Schildkröte, indem sie spottete: »Mhhh! Ist das lecker! Also sowas ist wirklich ein einmaliges Fresschen!« Da drohte die Schildkröte: »Komm du nur zurück, dann kannst du was erleben und wirst es büßen!« Doch kurz darauf flog die Möwe schreiend über das Meer und verschwand aus ihrer Sichtweite als kleiner Punkt am weiten Himmel. Die Schildkröte blickte grimmig zum Horizont, wo sie die Möwe zuletzt gesehen hatte.
Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Anna Baumgärtner, Klasse 7, Abu Dhabi
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Textquelle:
Entnommen aus: Fabula Madrasa, Halle: mdv, 2020, S.57ff.
Bildquelle:
Vorschaubild: Anna Baumgärtner, Klasse 7, Abu Dhabi.
Schildkröte und Möwe, Urheber: Jessica Lilli Ismailat, Lehrerin, Abu Dhabi.