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Tee mit der Königin

Kurzgeschichten aus Wales herausgegeben und übersetzt von Frank Meyer und Angharad Price.

Die tapfere Gazelle

Die tapfere Gazelle

Deutsche Internationale Schule Sharjah

In der Wüste lebte eine Herde von Gazellen, die von jedem Tier bewundert wurde. Sie war die stärkste und mächtigste aller Gazellenherden weit und breit. Die Tiere dieser Herde waren eigentlich harmlos, doch sie alle hatten Angst vor dem Anführer, auch wenn sie dies niemals zugeben würden. Egal, wie schlecht er mit ihnen umging, sie waren lieber an seiner Seite als alleine. Eine Gazelle aus dieser Herde tanzte jedoch immer wieder aus der Reihe. Sie ließ sich nicht von ihm herumkommandieren, so wie die anderen, dafür war sie zu stolz. Doch es kam wie es kommen musste: Weil sie dem großen, starken Anführer mehrmals widersprach, zog sie seinen Zorn auf sich. Er zwang sie, die Herde zu verlassen. Aus Furcht, auch ausgestoßen zu werden, wagten nicht einmal ihre besten Freunde, sich für sie einzusetzen. Ausgeschlossen von der Herde, wanderte sie einsam durch die Wüste.

Sie fühlte sich ohne ihre Freunde verloren, da sie plötzlich ganz auf sich alleine gestellt war, was überhaupt nicht in der Natur der Gazellen lag. Jedoch zog sie nie in Erwägung, zurückzugehen. Sie war eine starke, noch junge Gazelle, und so ließ sie nicht mit sich umgehen. Egal von wem. Im Laufe der Zeit gewöhnte sie sich an ihr neues Leben. Die Nachricht verbreitete sich schnell, dass sich eine Gazelle gegen den boshaften Anführer aufgelehnt hatte. Viele Tiere kamen zu ihr und bewunderten sie. Immer mehr Gazellen kamen zu ihr und wollten sich ihr anschließen. Es dauerte nicht lange, da war ihre Herde die mächtigste und größte Gazellenherde weit und breit.

Viele, viele Sonnenauf- und -untergänge später kam eine ihr sehr bekannte Gazelle zu ihrer Herde – ihr alter Anführer. Jedoch kam er alleine, nicht wie früher, von einer Herde umzingelt. Erhobenen Hauptes ging sie auf ihn zu und fragte, warum er nach so langer Zeit plötzlich zu ihr käme. »Ich habe im Laufe der Zeit alle meine Anhänger verbannt, die sich mir widersetzten, und jetzt habe ich niemanden mehr«, antwortete er. »Nimm mich in deine Herde auf! Immerhin solltest du mir dankbar sein, denn ohne mich hättest du jetzt nicht deine eigene Herde. Außerdem – seien wir mal ehrlich – brauchst du mich.« Und spöttisch fügte er hinzu: »Du glaubst doch nicht, dass du das alles alleine hinkriegst!« Selbstbewusst lachte die Gazelle ihm ins Gesicht, sah ihm tief in die Augen und sagte: »Das habe ich schon.« Sie drehte sich um und lief ebenso erhobenen Hauptes zu ihrer Herde zurück.

Steh für das ein, was du für richtig hältst, auch wenn du dabei alleine bist. Erfolg ist die beste Genugtuung. Sei mutig und nimm dein Leben selbst in die Hand.

Maha Banu Khan, Klasse 8, Sharjah


*****

Textquelle:

Entnommen aus: Fabula Madrasa, Halle: mdv, 2020, S.24f.


Bildquelle:

Vorschaubild: Hintergrund mit Sandtextur, 2019, Urheber: analogicus via Pixabay CCO; Arches Nationalpark, 2019, Urheber: Artodidact via Pixabay CCO; Afrikanische Gazelle, 2016, Urheber: OpenClipart-Vectors via Pixabay CCO; Männliche Antilope, 2012, Urheber: Clker-Free-Vector-Images via Pixabay CCO; Stehende Gazelle, 2012, Urheber: Clker-Free-Vector-Images via Pixabay CCO.; neu bearbeitet von Carolin Eberhardt.

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