Die Gedichte keines romantischen Dichters wurden so oft vertont wie die von Joseph von Eichendorff (1788 – 1857). Seine wunderbaren Reime und gefühlvollen Stimmungen boten sich dazu hervorragend an. So auch der folgende Text. Er schildert die Trauer eines Mannes, den die Frau, die er liebte, verlassen hat. Der Verlust trifft ihn so sehr, dass er seiner gewohnten Welt entfliehen möchte, sich sogar vorstellt, sich irgendwo an einer blutigen Schlacht zu beteiligen und sogar den Tod herbeiwünscht. Wer erlebt hat, dass eine tiefe Liebe in die Brüche geht, wird es dem Dichter nachempfinden. „Mein Ringlein sprang entzwei“ wurde zu einem „geflügelten Wort“.
Florian Russi
In einem kühlen Grunde
Da geht ein Mühlenrad
Mein’ Liebste ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat.
Sie hat mir Treu versprochen,
Gab mir ein’n Ring dabei,
Sie hat die Treu’ gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.
Ich möcht’ als Spielmann reisen
Weit in die Welt hinaus,
Und singen meine Weisen,
Und geh’n von Haus zu Haus.
Ich möcht’ als Reiter fliegen
Wohl in die blut’ge Schlacht,
Um stille Feuer liegen
Im Feld bei dunkler Nacht.
Hör’ ich das Mühlrad gehen:
Ich weiß nicht, was ich will -
Ich möcht’ am liebsten sterben,
Da wär’s auf einmal still!
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Vorschaubild: photos/gebrochenes-herz-rot-herz-liebe-2208596/ Urheber: Ruth Archer auf Pixabay; neu bearbeitet von Carolin Eberhardt.