In dem Gedicht „Ach Liebste, lass uns eilen!", verfasst von Martin Opitz, wird das Auskosten der schönsten Zeit der Liebe thematisiert. Das lyrische Ich drängt die Geliebte zum Vollzug der körperlichen Liebe, weil die jugendliche Schönheit und Frische vergänglich ist. Zudem ist das Gedicht ein Überzeugungsgedicht, weil das lyrische Ich seiner Liebsten verdeutlichen möchte, dass ihre Jungfräulichkeit und Schönheit nicht für immer bestehen bleibt, wobei es sich selbst nicht von der vergänglichen Schönheit ausschließt. Außerdem nennt das lyrische Ich direkt Gründe für sein Eilen und spricht von seinem größten Anliegen, von der Erfüllung der körperlichen Liebe.
Auffallend ist das gleichmäßige Jambus-Metrum, das den unaufhaltsamen Alterungsprozess darstellen könnte. Weiterhin gibt es einen regelmäßigen Kreuzreim, der eine durchgängige Eile erzeugt. Diese Bewegung wird bis zum Ende des Gedichts gesteigert.
Aber vergeht die Liebe zusammen mit der Schönheit?
Luise Knoll
Martin Opitz (1624)
Ach Liebste, lass uns eilen,
Wir haben Zeit:
Es schadet das Verweilen
Uns beiderseit.
Der edlen Schönheit Gaben
Fliehn Fuß für Fuß,
Daß alles, was wir haben,
Verschwinden muß.
Der Wangen Zier verbleichet
Das Haar wird greis,
Der Äuglein Feuer weichet,
Die Brunst wird Eis.
Das Mündlein von Korallen
Wird ungestalt,
Die Händ als Schnee verfallen,
Und du wirst alt.
Drum laß uns jetzt geniessen
Der Jugend Frucht,
Eh denn wir folgen müssen
Der Jahre Flucht.
Wo du dich selber liebest,
So liebe mich,
Gib mir, daß, wann du gibest
Verlier auch ich.