Deutschland-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Deutschland-Lese
Unser Leseangebot

 

Sommerschnee

Berndt Seite

Hardcover, 124 S., 2020 erscheint demnächst; Bereits vorbestellbar

ISBN: 978-3-86397-134-2
Preis: 15,00 €

Sommerschnee – das sind die luftig-bauschigen Samenfasern der Pappelfrüchte, die sich im Sommer öffnen und die Welt mit ihrem weißen Flaum überziehen: Schnee in der wärmsten Jahreszeit. Mal melancholisch, mal mandelbitter, aber stets in größter Genauigkeit geht Berndt Seite auch in seinem neuen Lyrikband den Erscheinungsformen der Natur nach und lotet in ihnen die Bedingungen des Lebens aus.

Mit einem gemalten Band

Mit einem gemalten Band

Johann Wolfgang von Goethe

Dieses hübsche Gedicht ist 1771 entstanden, gehört zur „Sesenheimer Lyrik" und ist also von dem jungen Goethe seiner Sesenheimer Liebe Friederike Brion gewidmet.

Leicht wie kleine Blumen und Blättchen im Wind tändelt da der junge Goethe mit dem Pfarrerstöchterlein, deren Munterkeit er offenbar besonders schätzt. Er lässt ein „luftig Band" flattern, mit dem der Windgott Zephyr seine Geliebte umschlingen möge. Mit Rosen umgibt er sie in der dritten Strophe, bringt so seine Verliebtheit zum Ausdruck und bittet sie in der vierten und letzten Strophe, seine Empfindung für sie anzunehmen und ihm ihre Hand respektive ihr Herz zu schenken. In den letzten beiden Zeilen nimmt er das Bild vom luftigen Band, das er am Anfang beschworen hat, wieder auf und wünscht - zumindest verbal - dass dieses Band nicht blumig zart  und locker, sondern fest und haltbar sein möge.

Die spielerisch leichte Sprache des Gedichts steht allerdings in Widerspruch zu diesen letzen Zeilen und dem ernsten Wunsch der tiefen Bindung. Die damals 19-jährige Friederike Brion aber hat den Bindungswunsch vermutlich wörtlich genommen - und wurde bekanntlich enttäuscht.

Rita Dadder 

Kleine Blumen, kleine Blätter
Streuen mir mit leichter Hand
Gute junge Frühlingsgötter
Tändelnd auf ein luftig Band.

Zephyr, nimm's auf deine Flügel,
Schling's um meiner Liebsten Kleid!
Und so tritt sie vor den Spiegel
All in ihrer Munterkeit,

Sieht mit Rosen sich umgeben,
Selbst wie eine Rose jung.
Einen Blick, geliebtes Leben!
Und ich bin belohnt genung.

Fühle, was dies Herz empfindet,
Reiche frei mir deine Hand,
Und das Band, das uns verbindet,
Sei kein schwaches Rosenband!

 

*****

Vorschaubild: Rita Dadder

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Sehnsucht
von Joseph von Eichendorff
MEHR
EROS
von Bettina von Arnim
MEHR
Zum Valentinstag
von Florian Russi
MEHR
Gewonnen
von Theodor Fontane
MEHR
Ja, du bist mein
von Hoffmann von Fallersleben
MEHR
Anzeige
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen