Die frostige Luft des Winters lädt nicht zu ausgiebigen Spaziergängen ein. Ebenso wie die Natur sich zu einem winterlichen Schlaf gebettet hat, so kehrt auch der Mensch in seine warmen Stuben ein. Das Lied über den Winter wurde von Valentin Karl Veillodter (1769-1828) in seiner Sammlung Lieder, Erzählungen und Fabeln für Kinder zur Uebung im Lesen und Deklamiren 1814 herausgegeben. Die Autorenschaft hierzu ist nicht ausreichend geklärt. Die Vermutung liegt nahe, dass der Herausgeber selbst die Verse gedichtet hat.
Auch das gemeinsame Beisammensein in trautem Heim
kann für Kinder wohl verlockend sein.
Denn was man nicht geschafft zu freudigerer Jahreszeit,
weil man stets nach draußen dringt,
kann man nun genießen auch als Kind.
Für lust'ge Spiele ist doch nun die rechte Zeit.
Carolin Eberhardt
Winterlied (1814)
Keine Blumen blühn;
Nur das Wintergrün
Blickt durch Silberhüllen;
Nur das Fenster füllen
Blümchen rot und weiß,
Aufgeblüht aus Eis.
Ach! Kein Vogelsang;
Tönt mit frohem Klang;
Nur die Winterweise
Jener kleine Meise,
Die am Fenster schwirrt,
Und um Futter girrt.
Freunde flieht den Hain,
Wo die Vögelein
Sonst im grünen Schatten
Ihre Nester hatten;
Freunde flieht den Hain,
kehrt ins Zimmer ein.
Kalter Januar,
hier werd‘ ich fürwahr
Unter frohen Spielen
Deinen Frost nicht fühlen!
Walte immerdar,
kalter Januar!
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Textquelle:
Gedicht entnommen aus: Lieder, Erzählungen und Fabeln für Kinder zur Uebung im Lesen und Deklamiren: Veillodter, Karl Valentin (Hrsg.), 1814, Nürnberg bei Riegel und Wießner, S.18.
Bildquelle:
Vorschaubild: Verschneite Felder (1911), Urheber: Eugen Bracht; Quelle: Schmidt Kunstauktionen, Dresden, 14. März 2015, los 36 via Lot-tissimo via Wikimedia Commons Gemeinfrei.