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Der verliebte Schwan und 35 weitere Fabeln

Florian Russi
Mit Zeichnungen von Jean Gies

»Die Fabeln von Florian Russi spiegeln unser tägliches Verhalten wider. Sie regen an zum kreativen Nachdenken über sich selbst. Nicht belehrend, sondern unterhaltend. Deswegen sind Fabeln heute wieder so modern.«

Benedikt Otto, mdr

Die Eichhörnchen

Die Eichhörnchen

Florian Russi

Wege zum Erfolg III.

Im Wald lebte eine Gruppe von Eichhörnchen, von denen eines von den anderen „König" genannt wurde. Es war ein starker und herrschsüchtiger Eichkater, der von den anderen strikten Gehorsam verlangte. Alles Futter, das sie einsammelten, mussten sie bei ihm abliefern und dann bestimmte er, was jedem einzelnen davon zugeteilt wurde.

Unter den Eichhörnchen war ein noch recht junger Kater, den die anderen „Ardillo" nannten, und der unter der Dominanz des Königs stöhnte und litt. Eines Tages trennte er sich von der Gruppe und suchte sich ein Versteck im Wald. Er achtete sehr darauf, dass er niemandem von den anderen begegnete, baute sich ein Nest, begann eifrig Futter zu sammeln und Vorräte für den Winter anzulegen.

Eines Tages lief ihm eine junge Eichhorndame über den Weg, die sehr traurig zu sein schien. Er erkannte sie sofort wieder, sie gehörte zu seiner alten Gruppe und hatte ihm schon immer sehr gut gefallen. „Warum bist du so traurig?", fragte er sie. „Wildschweine haben unsere ganzen Vorräte für den Winter aufgewühlt und gefressen. Jetzt droht uns eine Hungersnot. Unser König schikaniert uns ständig und verlangt, dass wir Vorräte beischleppen, die wir im späten Herbst gar nicht mehr finden können." „Bleib bei mir", antwortete da Ardillo. „Ich habe genug gesammelt für uns beide. Hüte du unser Nest und achte auf die Vorräte. Währendem werde ich weiter nach Nahrung suchen und unsern Vorratsspeicher weiter auffüllen."
 
Als er wenig später von der Nahrungssuche zurückkam, fand er eine zweite Eichhorndame in seinem Nest sitzen. „Das ist meine arme Mutter", rief ihm seine Partnerin zu. „Sie kam zufällig hier vorbei und war dem Verhungern nahe. Bitte erlaube, dass sie bei uns bleiben kann." Ardillo willigte ein und machte sich erneut auf Nahrungssuche. Als er zurückkam, empfing ihn seine Partnerin mit den Worten: „Meine Mutter geht es wieder gut. Sie freut sich, dass sie in unserer Nähe wohnen darf. Leider ließ sie sich nicht davon abbringen, nochmals zu unserer Gruppe zurückzukehren, um sich bei ihren engsten Freunden zu verabschieden." „Wie konntest du das zulassen", empörte sich Ardillo. „Sie wird verraten, wo wir uns befinden und es wird nicht lange dauern, dann werden der König und die anderen hierher kommen und über unsere mühsam gesammelten Vorräte herfallen."

„Das habe ich bedacht", antwortete ihm seine Partnerin, „ich weiß, dass meine liebe Mutter ein wenig klatschsüchtig ist. Deshalb habe ich während du unterwegs warst, ein neues Nest für uns gebaut und die Vorräte in ein anderes Versteck gebracht, wo niemand außer uns sie finden wird."
 
Fazit: Mancher Erfolg lässt sich nur im Stillen aufbauen.

 

   

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Teaserfoto: pixabay, Urheber des Bildes: ClkerFreeVectorImages (gemeinfrei, kein Bildnachweis nötig)  

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