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Alpakafrech: mein 6. Geburtstag

Die Alpakas Fred und Egon führen durch eine bunte Geburtstagsreise mit pädagogisch wertvollen Lernspielen, Zahnkalender und lustigen Rätseln sowie einem Rezept und einen Experiment. 

Schneewinter

Schneewinter

Stefan Zweig

Zweig greift mit einer sentimentalen und sinnbildlichen Poesie die Sehnsucht nach dem Frühling auf. Dabei geht er nicht etwa auf die verdorrte und gestorbene Winternatur ein, sondern rückt sich selbst in den Fokus. Dabei personifiziert er den Wintersturm, der „durch leere Heiden irrt“, ebenso wie er selbst, einsam und allein, nicht weiß, wohin er gehen sollte. Zweig sehnt sich nach einer Brust, an die er sich schmiegen kann und „an der (sein) wildes Trauern stiller wird.“ Weswegen er trauert, ob es sich um die allgemeine Wintermelancholie handelt, ob er über sein verlorenes Dasein oder ein bestimmtes Erlebnis traurig ist, ist hier nicht eindeutig belegbar. Interessant ist jedoch die Kombination des Substantives Trauern mit dem Adjektiv wild, da der Trauer zumeist eine gewisse Stille zugeschrieben wird. „Wild“ suggeriert eine Wut, die aus der Trauer entwachsen ist, und die es zu beruhigen gilt. Daher spricht der Autor in der zweiten Strophe von der Sehnsucht nach Fingern, die nur mit einer Berührung seiner Stirn in der Lage sind, „Gram und Unlust“ fortflattern zu lassen. Wiederum geht es um eine menschliche Nähe, eine Vertrautheit, eine innige Beziehung, die Zweig vermisst. Weiterhin verzehrt er sich nach Blicken, die in seine „Seele greifen“, also nach einer Person, die ihn, so wie er ist versteht, ihn auffängt, ihm Mut zuredet. Das „einz’ge leise (…) Liebeswort (…), aus welchem „neue Frühlingsträume reifen“ hat er im Wintersturm wohl nicht vernehmen können.

Das Gedicht kann nicht eindeutig datiert werden – es soll zwischen 1881 und 1942 entstanden -, somit ist eine biographische Einordnung ebenso nicht möglich.

Carolin Eberhardt

Nun, da die Dächer schneeumkleidet liegen,
Der Wintersturm durch leere Heiden irrt,
Daß sich die nackten Bäume seufzend biegen,
Da sehn' ich mich an eine Brust zu schmiegen,
An der mein wildes Trauern stiller wird.

Nach Fingern, die nur meine Stirne streifen,
Und aller Gram und Unlust flattert fort,
Nach Blicken, die mir an die Seele greifen,
Bis mir dann neue Frühlingsträume reifen
Aus einem einz'gen leisen Liebeswort.

 

*****

Vorschaubild: winter-schneesturm-wald-bäume-6488173/, Urheber: shyanni auf Pixabay

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