Das Thema „Gendern“ ist nun schon seit längerer Zeit in aller Munde, das letzte Wort dazu ist noch längst nicht gesprochen. Ob es gefällt oder nicht, muss es wegen der politischen Correctness tunlichst verwendet werden. Ob in der Tageszeitung, im Fernsehen und sogar im Theater: überall hat die Anpassung der deutschen Sprache bereits Einzug gehalten. Der Autor Horst Fischer setzt sich in seinem Gedicht kritisch mit der Thematik auseinander. Doch wie immer nicht, ohne ein verschmitztes Lächeln auf die Lippen seiner Leser zu zaubern.
Carolin Eberhardt
Die deutsche Sprache – die ist eine Qual!
Schwer ist sie und nicht mal geschlechterneutral.
Ein Substantiv, was man erlernen g‘rad möcht‘,
hat neben dem Namen auch noch ein Geschlecht –
ein grammatisches zwar, doch ohne Sinn und Verstand
wird mal der oder die oder das angewandt.
So kann uns zum Beispiel zum Sitzen vor allem
der Stuhl, die Bank und das Sofa gefallen.
Der Herr und die Dame – das sieht man noch ein,
doch warum soll das Fräulein geschlechtsneutral sein?
Die Wurst, die ist weiblich, doch ganz ungeniert,
wird respektlos das Mädchen zum Ding degradiert.
Das kann so nicht bleiben, das muss man doch ändern.
Es wird höchste Zeit, den Artikel zu gendern!
Das Gendern jedoch, wer hätte‘s gedacht,
ist viel schwerer gesagt als nur einfach gemacht.
Will man nicht neutral was in Paarform verfassen,
dann kann man sich zwar auf Sonderzeichen verlassen.
Doch ob Doppelpunkt, Sternchen, Unterstrich, Binnen-I,
wie spricht Sonderzeichen man aus, sagt mir - wie?
Und ist es für’s Sprachgefühl denn ein Gewinn,
liest man mal den Satzteil „der/die Schüler/-in“?
Jedoch auch von dieser Form sagt man, sie sei
nicht geschlechtsgleichberechtigt und nicht zweifelsfrei,
denn die feminine Form sei ein Anhängsel nur.
Außerdem gibt‘s für das diverse Geschlecht keine Spur.
Und nun noch was Weiteres: mit viel Ergötzen
möcht‘ mancher das N-Wort und and’re ersetzen
und Bücher und Lieder von einst, die wir lieben,
werd‘n aussortiert oder halt umgeschrieben.
Auch das sind Probleme, die hart uns beschweren,
und wie schon gesagt: der-die-das ist zu klären!
Der Artikel geschlechtsfrei, das woll’n wir verkünden.
Bessere Bildung in Deutsch? Na, - das wird sich schon finden.