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Über Werte und Tugenden

Florian Russi

Mehr denn je wird über die althergebrachten Werte und Tugenden diskutiert. Sind Tugenden und Werte Begriffe aus der Klamottenkiste oder bestimmen sie auch heute noch unser Handeln? 

Die Schnaken

Ein junges Paar, Freund und Freundin, hatte den Nachmittag in der Aue eines großen Flusses verbracht. Die beiden wollten dort baden, sich sonnen und lieben. Stattdessen wurden sie von einem Heer von Schnaken überfallen und gestochen. Es wurde so schlimm, dass sie Reißaus nehmen mussten und zum Hause der Freundin liefen, um dort ihre Wunden zu verarzten. Als sie später am Abendtisch saßen, erzählten sie den Eltern der Freundin von ihren schlimmen Erlebnissen. Ihr Vater war Pfarrer von Beruf und ihm erklärte der Freund: „Schnaken sind ein Beweis dafür, dass es keinen Gott gibt. Ein Gott, der die Menschen liebt, kann keine so gemeinen Biester erschaffen, die keinen Sinn erfüllen und stattdessen andere Lebewesen hinterhältig quälen.“

„Du vergisst, mein Sohn, dass wir nicht mehr im Paradies leben“, antwortete der Pfarrer. „Daraus sind wir vertrieben worden durch eigene Schuld. Nun müssen wir uns mit einer Welt abfinden, die viele Beschwernisse für uns bereithält.“

„Die Idee, solche Quälgeister in die Welt zu setzen, ist doch reine Boshaftigkeit“, antwortete der Freund der Tochter trotzig. „Wie würden die Mitglieder einer Gesellschaft verfahren, wenn ihr Vorsitzender ihnen vor einer Versammlung heimlich winzige Glasscherben auf die Sitze legen würde?“

Fazit: Nach jedem Piks möchte man dem jungen Johann Wolfgang von Goethe, es diese Geschichte erzählt hat, vorbehaltslos zustimmen.

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