Der Präsident eines fernen Landes wollte seinen Neffen zum Verteidigungsminister ernennen, brauchte dazu aber die Zustimmung des Parlaments. Der Neffe war Alkoholiker, wegen Betrugs- und Steuerhinterziehung vorbestraft und bekannt dafür, dass er sich gerne an jungen Mädchen vergriff.
Der Präsident regierte selbstherrlich und hatte jede Opposition in seinem Lande, und vor allem auch im Parlament unterdrückt. Diesmal aber trauten sich selbst seine fanatischsten Anhänger nicht, seinem Vorschlag zuzustimmen. Kleinlaut meldete sich der Mehrheitsführer im Parlament bei ihm, um ihm mitzuteilen, dass sich der vorgeschlagene Kandidat leider nicht durchsetzen ließ. „Sicher haben Sie, Herr Präsident, sich bei der Nominierung Ihres Neffen etwas gedacht. Doch es wird behauptet, dass er alkoholkrank sei und deshalb unmöglich Verteidigungsminister werden könne“, erklärte der Mehrheitsführer. „Sie, Herr Präsident, haben doch sicher auch eine andere verantwortungsvolle Aufgabe für ihn.“
Da begann der Präsident zu fluchen und er bestand auf seiner Entscheidung. Einen Tag später ließ er seine Pressesprecherin verkünden, dass das Land nicht ohne Verteidigungsminister sein könne. Deshalb habe er durch Notverordnung seinen beliebtesten Golfball dazu ernannt.
Darauf war die Verwirrung im Parlament sehr groß. Man fürchtete nun doch um das Ansehen des Landes – und stimmte eifrig der Berufung des Neffen zum Verteidigungsminister zu.
Fazit: Wer sich erpressen lässt, wird erpresst.
Oder: Toren beschränken sich nicht selbst, sondern müssen von außen in Bahnen gehalten werden.
Oder: „O tempora, o mores!“ (Was für Zeiten, was für Sitten!)
Cicero, römischer Politiker und Philosoph
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