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Sesenheimer Liebeslyrik

Florian Russi

Während seines Studiums in Straßburg lernte Johann Wolfgang von Goethe die Sesenheimer Pfarrerstochter Friederike Brion kennen. Die beiden verliebten sich ineinander und Goethe wurde durch Friederike zu wundervollen Gedichten angeregt.

Einige von ihnen (Heideröslein, Mailied, Willkommen und Abschied u. a.) zählen zu seinen besten und beliebtesten überhaupt. In diesem Heft sind sie vorgestellt und mit Bildern und Erläuterungen angereichert.

Die gute Giraffe und der böse Löwe

Die gute Giraffe und der böse Löwe

Florian Russi

Mitten in der Savanne lebte eine große Giraffe, die wegen ihres hohen Kopfes einen weiten Überblick über das Gelände hatte. Deshalb sah sie schon von weitem, wenn eine Gefahr drohte und sich Raubtiere wie Löwen an friedlich weidende Gazellen oder Antilopen heranschlichen.
Da machten sich mehrere Löwen auf und sagten zu ihr: „Es ist gut, dass es jemand wie dich gibt, der genau beobachtet, was sich in der Savanne abspielt. Doch du musst uns als Löwen verstehen: Wir sind von Natur aus Raubtiere und müssen deshalb über die in der Savanne grasenden Herden herfallen und einige Tiere töten und auffressen.“
„ Ich übersehe alles“, antwortete die Giraffe, stolz darüber, dass die Löwen sich bei ihr für ihr Verhalten entschuldigten. „Ich weiß auch, wie eure Natur ist und dass euch keine andere Wahl bleibt, als ab und zu eine Antilope oder Gazelle zu jagen und zu töten. Deshalb entschuldige ich euer Tun. Ihr braucht kein schlechtes Gewissen zu haben.“
Da bedankten sich die Löwen bei ihr und zogen zufrieden davon. Wenig später kam der Anführer der Löwen wieder zu der Giraffe und sagte: „Eines habe ich noch vergessen, dir zu sagen. Ich habe nicht nur Gazellen und Antilopen getötet, sondern die Kinder der Löwinnen, mit denen ich befreundet war. So ist die Natur. Ich erkenne nur die Kinder an, die von mir selbst stammen. Wenn die Kinder von anderen waren, habe ich sie tot geschüttelt.“
Da erwiderte die Giraffe: „Gegen deine Natur kannst du nichts ausrichten. Deshalb sei dir auch der Mord an den kleinen Löwenkindern verziehen.“
Der Löwe neigte den Kopf und bedankte sich: „Verzeihst du mir auch, dass ich auch in Zukunft fremde Tiere anfalle und auffresse?“
„Selbstverständlich verzeihe ich dir das“, antwortete die Giraffe gönnerhaft. „Löwe ist Löwe“.
Da nutzte der Löwe einen Moment, in dem die Giraffe abgelenkt war. Er sprang sie an, brachte sie zu Fall und verletzte sie so stark, dass sie sich nicht mehr zur Wehr setzen konnte. Sofort machte er sich über die am Boden liegende Giraffe her und ließ auch sein Rudel an der üppigen Mahlzeit teilhaben.

Fazit: Nur der kann einem Übeltäter verzeihen, der selbst unter dessen Tat zu leiden hatte und nur dem kann verziehen werden, der seine böse Tat bereut und sie nicht wiederholen will.

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Vorschaubild: Collage aus 2 Grafiken, Quellen: Pixabay, gemeinfrei

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