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Roland Opitz
Kennst du Fjodor Dostojewski?

Das Leben Dostojewskis glich einer Achterbahnfahrt: stetig pendelnd zwischen Verehrung und Verachtung, zwischen Erfolg, Spielsucht und Geldnot. Mit 28 Jahren wurde er wegen revolutionärer Gedanken des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt, landet dann aber im sibirischen Arbeitslager.
Er gilt als Psychologe unter den Schriftstellern, derjenige der hinab schauen kann in die Abgründe der menschlichen Seele. Diese Biografie ist gespickt mit Auszügen aus seinen Meisterwerken sowie mit einigen seiner Briefe, die einen offenherzigen Menschen zeigen.

Der Unterschied

Der Unterschied

Florian Russi

Es war ein kleiner Ort mit einem großen Hotel. Das aber stand schon lange leer. Die Touristen, die man erwartet hatte, waren ausgeblieben. Nun beschloss der Landkreis, dort Flüchtlinge unterzubringen. Dagegen erhoben sich viele Bewohner des Ortes. Sie sprachen von Überfremdung und vielen drohenden Gefahren. Es hieß, dass vor allem Sinti in dem Hotel untergebracht würden, dass dies meist Entwurzelte wären, die kein fremdes Eigentum anerkennen würden und schon aus Langeweile nur Sex im Kopf hätten. Keine Familie könne es mehr riskieren, ihre Töchter bei Dunkelheit auf die Straße zu lassen.

Nachdem die ersten Flüchtlinge eingezogen waren, rotteten sich einige Jugendliche des Ortes zusammen und marschierten vor das Hotel. Sie erhoben ihre Fäuste, riefen: “Sinti raus“, warfen mit Steinen und legten sogar ein Feuer. Am folgenden Sonntag berief der Bürgermeister des Ortes eine Einwohnerversammlung ein und sagte: Niemand verlässt gerne seine Heimat, das wissen auch die vielen Millionen, die nach dem 2. Weltkrieg vom Osten in den Westen fliehen mussten. Auch die waren dort zunächst alles andere als willkommen. Im Übrigen sind Sinti Geschöpfe genau wie wir. Der Unterschied zwischen ihnen und unseren demonstrierenden Jugendlichen ist der, dass sie durch ihr Schicksal bestimmt sind und bösartig vertrieben wurden, unsere Jugendlichen aber von sich aus entschieden haben, aggressiv gegen sie vorzugehen. Die Flüchtlinge sind Notleidende, kriminell verhalten haben sich unsere Jungs. Ich werde deshalb versuchen, die Bewohner unseres Ortes und die Flüchtlinge miteinander ins Gespräch zu bringen.“

Fazit: Menschsein ist das, was wir alle gemeinsam haben,
Menschlichkeit sollte dazukommen.

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Vorschaubild von kalhh auf Pixabay

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