Deutschland-Lese

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Gestaltungsoptionen für einen zukunftsfähigen Arbeits- und Gesundheitsschutz im Pflege- und Dienstleistungssektor

P. Fuchs-Frohnhofen, T. Altmann, S. Schulz, L. M. Wirth, M. Weihrich (Hg.)

Die Pflegebranche ist für die Arbeitsforschung aus mehrern Gründen pragmatisch: Es existieren hohe Belastungen, dabei auch nach wie vor erhebliche körperliche, doch vorallem psychische. Zusätzlich steht die Pfegebranche vor dem Problem, dass immer mehr pflegebedürftige Menschen einer sinkenden Anzahl von Pflegefachkräften gegenübersteht. In der Publikation werden die Ergebnisse einer Zusammenstellung von Verbundprojekten aus dem BMBF mit dem Förderschwerpunkt "Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen" bereitgestellt.

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Lederhosensaga

Lederhosensaga

Börries Freiherr von Münchhausen

Jagen und Reiten gehören zur freiherrlichen Familientradition, und so wird eine verarbeitete Jagdtrophäe, in diesem Fall eine hirschlederne Reithose, von Generation zu Generation weitervererbt. Die Sinnhaftigkeit der immer starrer werdenden Tradition wird nicht in Frage gestellt. Nur die Hose selbst nimmt sich das Recht heraus, sich von Mal zu Mal wenigstens farblich zu verändern.
Mit seiner Saga verfasste Börries von Münchhausen (1874-1945) eine herrliche Persiflage auf steife Sitten und Gepflogenheiten.

Florian Russi

 

Es war ein alter schwarzbrauner Hirsch,
Großvater schoß ihn auf der Pirsch,
Und weil seine Decke so derb und dick,
Stiftete er ein Familienstück.

Nachdem er lange nachgedacht,
Ward eine Hose daraus gemacht, -
Denn Geschlechter kommen, Geschlechter vergehen,
Hirschlederne Reithosen bleiben stehen.

Er trug sie dreiundzwanzig Jahr,
Eine wundervolle Hose es war!
Und als mein Vater sie kriegte zu Lehen,
Da hatte die Hose gelernt zu stehen,
Steif und mit durchgebeulten Knien
Stand sie abends vor dem Kamin, -
Schweiß, Regen, Schnee - ja, mein Bester:
Eine lederne Hose wird immer fester!

Und als mein Vater an die Sechzig kam,
Einen Umbau der Hose er vor sich nahm,
Das Leder freilich war unerschöpft,
Doch die Büffelhornknöpfe war'n dünngeknöpft
Wie alte Gröschen, wie Scheibchen nur,
Er erwarb eine neue Garnitur.

Und dann allmählich machte das Reiten
Ihm nicht mehr dem Spaß wie in früheren Zeiten,
Besonders der Trab in den hohen Kadenzen
Ist kein Vergnügen für Exzellenzen,
So fiel die Hose durch Dotation,
An mich in der dritte Generation.

Ein Reiterleben in Niedersachsen, -
Die Gaben der Hose war'n wieder gewachsen!
Sie saß jetzt zu Pferde wie aus Guß
Und hatte wunderbaren Schluß
Und abends stand sie mit krummen Knien
Wie immer zum Trocknen am Kamin.

Aus Großvaters Tagen herüber klingt
Eine ferne Sage, die sagt und singt,
Die Hose hätte in jungen Tagen
Eine prachtvolle grüne Farbe getragen,
Mein Vater dagegen, - weiß ich genau, -
Nannte die Hose immer grau.

Seit neunzehnhundert ist sie zu schaun
Etwa wie guter Tabak: braun!
So entwickelt sie, fern jedem engen Geize,
Immer neue ästhetische Reize,
Und wenn mein Ältester einst sie trägt,
Wer weiß, ob sie nicht ins Blaue schlägt!

Denn fern im Nebel der Zukunft schon
Seh ich die Hose an meinem Sohn.
Er wohnt in ihr, wie wir drin gewohnt
Und es ist nicht nötig, daß er sie schont,
Ihr Leder ist gänzlich unerschöpft,
Die Knöpfe nur sind wieder durchgeknöpft,
Und er stiftet, folgend die Väter Spur,
Eine neue Steinnußgarnitur.

Ja - Geschlechter kommen, Geschlechter gehen,
Hirschlederne Reiterhosen bleiben bestehen.

     

     

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Bildquelle: wikipedia - Urheber: Claude TRUONG-NGOC

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