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Johann Joachim Winckelmanns Wirken auf Schloss Nöthnitz und in Dresden

Klaus-Werner Haupt

Nach rastlosen Jahren findet Johann Joachim Winckelmann auf dem nahe Dresden gelegenen Schloss Nöthnitz eine Anstellung als Bibliothekar. Die bünausche Bibliothek und die Kunstsammlungen der nahen Residenzstadt ermöglichen Kontakte mit namhaften Gelehrten. In ihrem Kreise erwirbt der Dreißigjährige das Rüstzeug für seine wissenschaftliche Karriere. Sein epochales Werk „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755) lenkt den Blick auf die Kunstsammlungen Augusts III. und ebnet den Weg nach Rom.

Winckelmanns Briefe, von denen mehr als fünfzig aus den sächsischen Jahren überliefert sind, lassen seinen Karrieresprung, aber auch seine persönlichen Nöte vor unseren Augen lebendig werden. Zwei Gastbeiträge über die jüngere Geschichte des Schlosses und die Visionen der Freunde Schloss Nöthnitz e. V. runden den Jubiläumsband ab.

Neandertaler

Neandertaler

Florian Russi

Lange vor unserer Zeit wohnten eine Sippe unserer Vorfahren und ein Stamm von Neandertalern in zwei Siedlungen friedlich nebeneinander. Die Siedlungen lagen etwa einen Tagesmarsch voneinander entfernt. Man wusste voneinander, sah sich auch gelegentlich bei der Jagd oder beim Sammeln von Pilzen und Beeren. Das alles verlief friedlich. Unausgesprochen hatten die Stämme sich darauf verständigt, sich möglichst aus dem Wege zu gehen. Unsere Vorfahren nannten ihre Siedlung Xo, als Bewohner hießen sie Xoten und zu ihrem Häuptling sagten sie „Idi“.

Eines Tages kam es zu einem Klimasturz. Erst regnete es ohne Unterlass, dann legte sich eine für Menschen, Tiere und Pflanzen unerträgliche Hitze über das Land. Die Folge war eine große Hungersnot. Da beschlossen die männlichen Xoten unter Führung ihres Idis in einer weit entfernten Gegend auf die Jagd zu gehen. Frauen und Kinder blieben zurück. Sie richteten sich auf eine lange Wartezeit ein.

Die Hungersnot machte auch den Neandertalern zu schaffen. Weil sie glaubten, dass es den Xoten ein wenig besser ging als ihnen selbst, brachen einige von ihnen auf, um mit ihnen Geschäfte zu treiben. Sie trugen Felle, Werkzeug und Spielsachen bei sich, in der Hoffnung, sie in Lebensmittel umtauschen zu können.

Die xotischen Frauen und Kinder hießen sie willkommen. Sie teilten untereinander das wenige, was sie noch an Vorräten besaßen und suchten in der Umgegend nach Wurzeln, Pilzen und Beeren. Was sie fanden, reichte gerade zum Überleben.

Wir mögen heute die Neandertaler als hässlich empfinden, aber viel schöner waren unsere Vorfahren zu dieser Zeit auch nicht. Es blieb nicht aus, dass es zwischen Menschenfrauen und Neandertalern zu Paarungen kam.

Als die Jagdgesellschaft nach mehreren Monaten nach Xo zurückkehrte, stellte sie voller Entsetzen fest, was da in ihrer Siedlung vor sich gegangen war. Der Idi tobte und rief immer wieder „huahuahua“. Das hieß in seiner Sprache: Wir brauchen mehr identitäres Bewusstsein!

Die Xoten-Männer vertrieben die Neandertaler. Doch an dem, was diese mit einigen ihrer Frauen angerichtet hatten, ließ sich nichts mehr ändern. Ein paar Monate später kam eine größere Zahl von Kindern zur Welt, deren Väter Neandertaler waren.

Die kleine Gemeinschaft der Xoten war aufeinander angewiesen, deshalb konnte der Idi es sich nicht leisten, die für ihn unerwünschten Kinder auszuweisen. Es blieb ihm nichts, als sein huahuahua täglich zu wiederholen.

Viele Jahre später kam es in der Gegend zu einer schlimmen Epidemie. Sie war noch viel grausamer als die Hungersnot davor und löschte dutzende von Leben aus. Merkwürdigerweise aber wurden diejenigen verschont, die Neandertalerblut in sich hatten. Aus irgendeinem Grund waren sie gegen die Krankheit immun. Da nur sie überlebten, führte das dazu, dass wir heutigen Menschen alle zwischen zwei und sechs Prozent Neandertaler-Gene in uns tragen.

Fazit: Identitäres Bewusstsein gibt es nur noch in den Köpfen von
Ahnungslosen oder Idixoten.

*****

Vorschaubild: Neanderthal-Museum, Mettmann, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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