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Johann Joachim Winckelmanns Wirken auf Schloss Nöthnitz und in Dresden

<p "="">Klaus-Werner Haupt

Nach rastlosen Jahren findet Johann Joachim Winckelmann auf dem nahe Dresden gelegenen Schloss Nöthnitz eine Anstellung als Bibliothekar. Die bünausche Bibliothek und die Kunstsammlungen der nahen Residenzstadt ermöglichen Kontakte mit namhaften Gelehrten. In ihrem Kreise erwirbt der Dreißigjährige das Rüstzeug für seine wissenschaftliche Karriere. Sein epochales Werk „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755) lenkt den Blick auf die Kunstsammlungen Augusts III. und ebnet den Weg nach Rom.

Winckelmanns Briefe, von denen mehr als fünfzig aus den sächsischen Jahren überliefert sind, lassen seinen Karrieresprung, aber auch seine persönlichen Nöte vor unseren Augen lebendig werden. Zwei Gastbeiträge über die jüngere Geschichte des Schlosses und die Visionen der Freunde Schloss Nöthnitz e. V. runden den Jubiläumsband ab.

Die Nachtigall und der Pfau

Die Nachtigall und der Pfau

Jean-Pierre Claris de Florian

Eine Nachtigall sang und viele scharten sich um sie, um ihre wundervolle Stimme zu hören. Da kam ein Pfau hinzugeflogen und krächzte einige raue Laute. „Was findet ihr nur an dieser blassen Nachtigall?“, sagte er zu den Umstehenden. Ihr Gefieder ist grau, ohne jede leuchtende Farbe. Sie ist klein, unscheinbar und unansehnlich. Ihr Schnabel ist kurz und gebogen, kein schöner Anblick. Schaut dagegen auf mich. Mein Schnabel ist gerade und ehrfurchterregend. Mein Gefieder ist von bunter Pracht. Wenn ich es spreize, staunen alle, die es sehen. Meine Schönheit ist unübertroffen. Mir und nicht der Nachtigall müsste eure Bewunderung gelten.“

Die Umstehenden hörten es und antworteten: „Tatsächlich bist du ein großer und prächtiger Vogel. Wer dich sieht, staunt über deine schöne Erscheinung. Die Nachtigall singt nur, doch ihr Gesang trifft unsere Herzen. Was wir aber im Herzen haben, beeindruckt uns mehr und länger als das, was unsere Augen zu sehen bekommen.“

Fazit: Schönheit ist eine Gabe, Gesang auch ein Talent. Schönheit vergeht,
man kann ihr nachtrauern. Einem guten Gesang aber
trauert man nicht nach, sondern behält ihn in schöner Erinnerung.

 

*****

Nacherzählt von Florian Russi

Vorschaubild: Nachtigall: Bild von Catherine auf Pixabay, Pfau: Bild von Gordon Johnson auf Pixabay, bearbeitet und kombiniert von Rita Dadder

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