An einem heißen Sommerabend erreichten die Krähen Kroox und Kraax ein altes Bauerngehöft. Den ganzen Tag hatten sie verzweifelt nach einem Schluck Wasser gesucht, aber die Sonne hatte alle Pfützen und Tümpel trocken geleckt. Da entdeckten sie unter dem Fallrohr einer Dachrinne einen Eimer, der zur Hälfte mit Wasser gefüllt war. Sofort flogen sie auf den Eimerrand, aber so sehr sie sich auch mühten – sie konnten mit ihren Schnäbeln das Wasser nicht erreichen.
„Oooh“, jammerte Kroox, „der Eimer ist schon halb leer. Das Wasser steht für uns viel zu tief. Wir müssen elendiglich verdursten.“ Damit flatterte er müde in einen schattigen Winkel und legte sich zum Sterben.
„Aaah“, sagte Kraax, „der Eimer ist noch halb voll. Wenn ich es schlau anstelle, werde ich bald zu trinken bekommen.“ Und schon flog er los, holte Kieselstein auf Kieselstein und ließ dieselben in den Eimer fallen. So stieg und stieg das Wasser im Behältnis. Schon nach kurzer Zeit konnte Kraax mit seinem Schnabel das Wasser erreichen und seinen Durst nach Herzenslust stillen.
Und die Moral von der Geschicht‘?
Handeln hilft weiter, klagen nicht.
Und was man sich auch merken soll:
was halb leer ist, ist noch halb voll!
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Bildquelle: Zwei Krähen von Mabel Amber via pixabay.com, gemeinfrei