Ein Bauer hatte ein großes Stück Land geerbt und schritt mit stolzgeschwellter Brust die Äcker und Flure ab, die nun ihm gehörten. „All dies gehört jetzt mir allein“, sagte er und schaute sich auf dem Gelände um. Da sah er, dass in einem Feld die Erde durchwühlt war. Wildschweine hatten dort nach Wurzeln gesucht. „Das muss aufhören“, sagte der Bauer und fuhr sofort in die Stadt, um Fallen zu kaufen, die er dann überall auf seinem Landgut aufstellte. Dabei sah er, dass viele Vögel herbeigeflogen kamen und Samen, Körner und anderes Essbares von seinen Feldern aufpickten. „Ihr habt auf meinem Land nichts zu suchen“, rief er empört und klatschte laut in die Hände, um die Vögel zu verjagen. Dann stellte er an allen Ecken und Enden Vogelscheuchen auf, die den Vögeln Angst und Schrecken einjagten und von den Feldern fernhielten.
Zufrieden schritt der Bauer über die Felder und sagte vor sich hin: „Dieses Land gehört mir allein und niemandem sonst. Ich bin hier der Herr, ich, ich und nur ich.“ Da sah er eine Heuschrecke, die vor ihm von Blatt zu Blatt sprang und sich dort gütlich tat. „Du bist zwar nur sehr klein“, herrschte er sie an, „aber auch du hast nicht das Recht, auf meinen Feldern herumzuhüpfen. Schere dich sofort davon, andernfalls werde ich dich zertreten.“ Aus Angst um ihr Leben machte sich die Heuschrecke eiligst davon.
In dem folgenden Jahr herrschte ein feucht-warmes Klima. Die Menschen litten darunter, doch den Pflanzen tat es gut und der Bauer hatte allen Grund, auf eine gute Ernte zu hoffen. Doch ehe es soweit war, traute er seinen Augen nicht. Die Heuschrecke war wiedergekehrt, aber diesmal nicht allein, sondern in einem Schwarm von Millionen Artgenossen. Die machten sich über alles her, was wuchs und gedieh und fraßen es auf. Was dem Bauern blieb, glich einer Wüste.Fazit:
Wer glaubt, dass alles nur ihm gehört, wird oft eines Besseren belehrt.
oder:
Eigentum verpflichtet
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