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Hans-Jürgen Malles
Kennst du Friedrich Hölderlin?

Seine Werke gehört neben denen Goethes und Schillers zu den bedeutendsten der deutschen Klassik, auch wenn sein Leben im Wahnsinn endete. Eine Hinführung zum Verständnis von Hölderlins Persönlichkeit und Werk bietet Deutschlehrer Malles hier. Der Leser erhält Einblicke in ein facettenreiches Leben voller Höhen und Tiefen und darf teilhaben an Hölderlins Begeisterung für die Französische Revolution und die griechische Antike. Auch die Liebe zu Susette Gontard soll nicht unerwähnt bleiben.

Die Silberne Brücke

Die Silberne Brücke

Carolin Eberhardt

„Verwunschen, verzaubert im blauen Schein,

Blaue Blume, führ uns in das Märchen hinein,

Führ uns ins Verwunschene Tal,

Blaue Blume: ‚Es war einmal‘!“

Die magischen Worte „Es war einmal“ führen schon seit Jahrhunderten den Leser in eine längst vergangene und zum Teil auch vergessene Welt, begleiten den Abenteuerlustigen auf eine Reise in ein Land, in dem alles möglich erscheint. Die Geschichte der Silbernen Brücke greift nicht nur viele der bekanntesten und beliebtesten Märchenfiguren auf, sondern stellt das Märchen als personifizierte, bezaubernde Gestalt eines bildschönen jungen Mädchens dar, welche die Mutter der Märchenfiguren symbolisiert.

Die deutsche Autorin Hertha Vogel-Voll kreierte mit dem Märchen Die Silberne Brücke eine verträumte, spannende und fantasievolle Welt, in einer Zeit, in der das Märchen mit ihren Figuren von Ort zu Ort zieht und in der Nacht auf den Marktplätzen den Kindern ihre neuesten Märchen vorspielt. Eines nachts kehrt das Märchen wiederholt in ein kleines Dorf zurück, in dem auch die Geschwister Rose und Heinrich wohnen. Märchenteufel, Hexe, Wolf und Menschenfresser stehen vor dem Fenster der beiden Kinder und holen sie mit den folgenden einprägsamen Worten zum Märchenspiel ab:

„Verwunschen, verzaubert im goldenen Haar,

Hörner und Schwanz, kann meckern wunderbar,

Rolle die Augen, wetze das Messer,

Reite den Besen, niemand kann’s besser

Fresse am liebsten Mägdelein,

Rose! Heinrich! Wacht auf!

Das Märchen ladet zum Spielen ein!“


Voller Vorfreude versammeln sich die Kinder des Dorfes, sogar die allerkleinsten wurden geholt, um den Dorfbrunnen und erwarten gespannt die neuesten Erzählungen des Märchens. Doch es sollte alles anders kommen. Ausgelöst durch einen Streich des frechen Märchenteufels erwachen die Eltern. Das Unvorstellbare geschieht: als die Eltern das Märchen samt ihren Figuren aus dem Ort verjagen wollen, versinkt die blaue Blume, das magische Schutzzeichen des Märchens, im Boden, mit ihr versinken auch die Märchenfiguren. An ihrer Stelle erscheint das Dicke Ende, ein scheußliches Ungeheuer mit rotglühenden Augen, meterlangen Stacheln und Pratzenhänden. Die Welt scheint ihrem Untergang gegenüber zu stehen. Wären da nicht die beherzten und märchengetreuen Geschwister Rose und Heinrich.

Die mutigen Kinder machen sich auf Bitte des Märchens auf die Reise zur Silbernen Brücke, denn diese müssen sie überwinden, um das Märchen und alle ihre Freunde, darunter Schneewittchen, Dornröschen, Hänsel und Gretel, den Däumling, zu retten. Doch hinter der nächsten Ecke könnte schon das Dicke Ende auf sie warten, denn dieses hat sich auf die Suche nach den Kindern begeben, damit sie die Blaue Blume nicht finden sollen. Aber auch andere Gefahren müssen die Geschwister überstehen. Erreichen sie rechtzeitig den Verwunschenen Hort, um die Blaue Blume zu finden und das Märchen zu retten?

Auf fantastische Art und Weise gelingt es der Autorin selbst die gruseligen und bösen Märchenfiguren der Gebrüder Grimm wie den Wolf, den Teufel oder auch den Menschenfresser als Freunde der Kinder darzustellen, die lediglich zur Unterhaltung ihres Publikums ihre Rollen einnehmen. Nicht nur der Teufel sorgt mit seinem ständigen Schabernack für eine heitere Grundstimmung. Auch das Dicke Ende erfreut mit witzigen Sprüchen und gibt mit ihnen ein Stück seines schrecklichen Wesens ab . Des Weiteren finden sich entlang der Geschichte verschiedene wiederkehrende Reime, so zum Beispiel, wenn die Kinder mit Hilfe eines Zauberspruchs den richtigen Weg vor sich finden.

Basierend auf dem Theaterstück Verwunschen, verzaubert, welches 1948 in Dresden uraufgeführt wurde, erschuf Hertha Vogel-Voll mit Die Silbernen Brücke eine Prosaversion ihres Bühnenstückes und veröffentlichte dieses unter dem Ehlemann-Verlag erstmalig 1949. Weitere Ausgaben folgten, so etwa das illustrierte Buch mit Zeichnungen von Erika Werner-Nestler, welches 1951/52 erschien. Doch damit riss der Erfolg längst nicht ab. In den 1980er sendete der WDR 5 in der Kinderfunk-Sendung Lilipuz eine Hörspielbearbeitung, 1994 erschien die Hörspielkassette. Eine Renaissance erfuhr das Stück, als der Maechler-Verlag 2004 eine Prachtausgabe mit Goldprägung und blauen Veloureinband in limitierter Auflage herausgab.


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Bildquellen:

Vorschaubild: Blaue Anemone, 2018, Urheber: ArtTower via Pixabay CCO.

Fee, Darstellung, unbekanntes Datum, Urheber: Sophie Gengembre Anderson via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Hänsel und Gretel, Darstellung, unbekanntes Datum, Urheber: Alexander Zick via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Der kleine Däumling, Illustration, 19.Jh., Urheber: Heinrich Leutemann bzw. Carl Offterdinger via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Rotkäppchen, 1911, Urheber: Jessie Willcox Smith via Wikmedia Commons Gemeinfrei.

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