Anders als die Schauspielerinnen, die sie in aufwendigen Filmen oder Theaterstücken dargestellt haben, soll die ägyptische Königin Kleopatra VII. (69–30 v. Chr.) keine Schönheit gewesen sein. Sie fesselte jedoch durch ihr Auftreten, ihre hohe Bildung und ihre Abstammung aus dem makedonischen Geschlecht der Ptolemäer, das nach dem Tod Alexanders des Großen fast 300 Jahre über Ägypten herrschte. Als der römische Feldherr und Staatsmann Gaius Julius Caesar (100–44 v. Chr.) im Jahr 47 v. Chr. mit einem Heer in Ägyptens Hauptstadt Alexandria eintraf, war Kleopatra zwei Jahre zuvor mit römischer Unterstützung von ihrem Bruder Ptolemaios XIII. entmachtet worden. Kleopatra kämpfte um ihre Stellung und ergriff die Gelegenheit, das Herz des starken Mannes Roms für sich zu gewinnen. Es heißt, dass Caesar sie nicht habe sprechen wollen. Sie ließ sich jedoch in einen Teppich einrollen und ihren Dienern aufgetragen, diesen vor dem Feldherrn auszubreiten. Den überraschten Mann hat sie dann bezirzt und verführt. Zwischen beiden begann eine leidenschaftliche Liebe, aus der Caesars einziger Sohn Caesarion (griech. „kleiner Caesar“) hervorging. Sie begleitete ihn auch nach Rom. Dort jedoch war sie nicht wohlgelitten.
Caesar war zu dieser Zeit mit Calpurnia, seiner dritten Frau, verheiratet. Deren Vater war ein einflussreicher Politiker und sein ambitionierter Schwiegersohn konnte es sich nicht leisten, dessen Zorn heraufzubeschwören. Auch befürchteten viele, dass die „ägyptische Hure“ über das Bett Einfluss auf die römische Politik nehmen könnte. So etwas hätten das Selbstverständnis und der Stolz der Römer nicht zugelassen. Dennoch bekannte sich Caesar zu seiner Liebesbeziehung und zu seinem Sohn Caesarion. Dies trug mit dazu bei, dass er im Jahr 44 v. Chr. bei einer von Brutus und Longinus angeführten Verschwörung ermordet wurde. Kleopatra verließ daraufhin mit Caesarion Rom und kehrte zurück nach Alexandria. In den Machtkämpfen, die nach Caesars Tod ausbrachen, behauptete sich zunächst Caesars ehemaliger Kampfgefährte Marcus Antonius (83–30 v. Chr.) als Beherrscher der Ostgebiete des Römischen Reiches und damit auch Ägyptens. Kleopatra verstand es, auch diesen römischen Feldherrn in ihren Bann zu ziehen. Mit ihm bekam sie drei Kinder. Doch als Octavian, der Großneffe Caesars und spätere Kaiser Augustus (63 v. Chr.–14 n. Chr.), nach der Alleinherrschaft im römischen Weltreich griff, wurde Antonius im Jahre 31 v. Chr. in der Schlacht bei Actium vernichtend geschlagen. Er floh nach Ägypten und nahm sich, als Octavians Heer herannahte, das Leben. Es kam danach auch zur Begegnung zwischen Kleopatra und Octavian. Der jedoch ließ sich nicht von ihr beeinflussen. Vielmehr erfuhr sie von seiner Absicht, sie in einem Triumphzug durch Rom öffentlich vorzuführen. Da entschloss auch die Königin sich zum Selbstmord. Am 12. August des Jahres 30 v. Chr. starb sie, ob, wie in den Filmen über sie gezeigt, durch den Biss einer Schlange, ist nicht verlässlich überliefert.
Ihre Wirkung auf Männer konnte ihr letztlich nicht die Herrschaft über ihr Land sichern. Eines jedoch ist ihr gelungen: Namhafte Maler, Komponisten, Regisseure und Dichter wie William Shakespeare haben sich des Themas ihrer Liebesbeziehungen angenommen. Obwohl sie nicht schön gewesen sein soll, sind bis heute viele Künstler und Kulturbeflissene von ihr entzückt.
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Teaserfoto: wikipedia - gemeinfrei; Marmorbüste Kleopatra VII. von Ägypten, entstanden 40-30 v.Chr.; Von Louis le Grand - own work / Altes Museum Berlin (Berliner Museumsinsel), https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25...
Bild im Text: wikipedia; Relief der ptolemäischen Pharaonin Kleopatra VII. und ihres Sohnes
Caesarion an der Südwestseite des Tempels von Dendera, Ägypten - Von Olaf Tausch - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15...