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Horst Nalewski

Goethe hat ihn bewundert

Goethes Begegnungen mit Felix Mendelssohn Bartholdy

Der Musikkenner und international geachtete Literaturwissenschaftler Horst Nalewski erzählt anhand fünf ausgewählter Beispiele von dem außergewöhnlichen Aufeinandertreffen und Zusammenwirken zweier Künstler. Hörbeispiele sind über QR-Codes abrufbar.

Das Leben

Das Leben

Florian Russi

Das einzige, was wir Menschen sicher besitzen ist unser Leben und unsere Erfahrungen bzw. Erkenntnisse. Das ist allen Menschen gleich und daran ist nichts zu ändern. Deshalb sprechen unser Grundgesetz und auch die UN-Charta der Menschenrechte jedem Menschen das Recht auf Leben und die gleiche Würde zu. Im Grundgesetz heißt es:

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Art. 1 GG) sowie „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“(Art. 2, Abs. 2 GG)

Das aber bedeutet, dass die übelsten Missgriffe im menschlichen Zusammenleben zum einen der Mord und zum anderen die Entwürdigung (Missbrauch, Folter, Demütigung, Vergewaltigung) sind. Das ist der Mindeststandard. Wer ihn sprengt, stellt sich außerhalb der menschlichen Gesellschaft. Er stört und zerstört das System der Gleichheit aller Menschen. Er wird ein Sonderfall und muss sanktioniert werden.

Konsequenterweise behandelt die deutsche Rechtsordnung den Mord als schwerstes Verbrechen und schließt eine strafrechtliche Verjährung aus. Jedem Mörder droht grundsätzlich der lebenslängliche Freiheitsentzug. Dem oder der Ermordeten nützt das nichts mehr. Doch es ist die einzige noch mögliche Sanktion und sie soll abschrecken. Wird im Wald die Leiche einer vergewaltigten Person gefunden, ist das Entsetzen in der Öffentlichkeit groß und es wird alles daran gesetzt, den Täter zu finden und die Tat zu sühnen.

Umso mehr verwundert es, wenn man im Fernsehen in Netzwerken oder öffentlichen Diskussionen verfolgt, wie Historiker, Soziologen, Politiker und auch andere über Massentötungen und Vergewaltigungen in Geschichte und Gegenwart diskutieren. Da ist dann von Gefallenen oder von Opfern die Rede, oder davon, dass bei einem Drohnenangriff auf ein Wohnhaus in Kiew auch drei Kinder ums Leben gekommen seien. Ums Leben gekommen? Nein, ermordet wurden sie! Anders als denjenigen, die sie getötet haben, wurden ihnen die Chance und das Recht genommen, ihre Persönlichkeit zu entfalten, sich zu verlieben, selbst Kinder zu bekommen, etwas zum  Leben anderer beizutragen und glücklich zu sein. Wer hat sich da angemaßt, diesen jungen Menschen ihr Leben zu nehmen, d. h. sie ohne Grund zu ermorden? Er ist zumindest eines: ein Schwerverbrecher. Er sollte nirgendwo anders genannt werden. Wer solche Taten entschuldigt, beschönigt oder verschweigt, macht sich mitschuldig. Auch das ist ein Verbrechen, das nicht entschuldigt werden kann.

Kürzlich sah ich im Fernsehen eine sehr informative und sachliche Sendung über den russischen Machthaber Putin. Darin erklärte ein Historiker die von Stalin veranlassten Massentötungen u. a. damit, dass Stalin der Meinung gewesen sei: „Besser es sterben unter 10 Getöteten 9 Unschuldige, als dass der eine Gesuchte durchs Netz geht“. Ein interessanter Gedanke; er erklärt vielleicht, entschuldigt aber nicht im Mindesten das Verbrechen. Außerdem hat Stalin nicht nur seine Gegner bekämpft, sondern auch bewusst Terror verbreitet, um sein Volk zu verängstigen und zu unterjochen.

In derselben Sendung erklärte ein Beteiligter, dass man zur Kenntnis nehmen müsse, dass Putin und seine Gesellen „Krokodile“ seien. Das war nicht entschuldigend gemeint. Dennoch bleibt festzuhalten: Kein Mensch ist ein Krokodil und dank seines Intellekts und seiner Technik ist der Mensch dem Krokodil haushoch überlegen. Er kann es einfangen, töten und Handtaschen daraus anfertigen. Es geht immer nur um die Gelegenheit. Aufgabe der zivilisierten Welt ist es, dafür zu sorgen, dass die Gelegenheiten, Verbrechen zu begehen, immer mehr reduziert werden. Alle großen Geister dieser Welt von Buddha über Konfuzius, Sokrates, Jesus, Kant, Camus, Popper u. v. a. haben die Menschlichkeit als wichtigstes Anliegen herausgestellt. Ihnen müssen wir folgen und nicht den Lumpen, Lügnern und Verbrechern von anderswo.

Die Art, wie mit öffentlichen Morden und den Tätern umgegangen wird, scheint mir eine Form der Verdrängung und des Masochismus zu sein. Beides passt nicht in eine zivilisierte Welt. Wir müssen überall und jederzeit dagegen vorgehen.

 

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Vorschaubild von Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay

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