Die Lenz-Erzählung Büchners ist etwa 20 Seiten lang und stützt sich auf Briefe von Lenz und auf Berichte des Johann Friedrich Oberlin, Pfarrer im elsässischen Dorf Waldersbach. Oberlin lebte von 1740 bis 1826. Er war ein höchst verdienstvoller Humanist, der sich nicht nur als Seelsorger, sondern auch als Helfer in der Not und als Gründer von sozialen und wirtschaftlichen Initiativen auszeichnete.
Auf die Empfehlung eines Freundes hin nahm der Menschenfreund den seelisch erkrankten Lenz für drei Wochen bei sich auf. Über diese Zeit fertigte Oberlin einen Bericht an, den Büchner nicht nur als Informationsquelle nutzte, sondern in weiten Passagen abschrieb. Etwa die Hälfte der Lenz-Erzählung soll aus Oberlins Originaltext unverändert übernommen worden sein.
Fazit: Auch für einen bedeutenden Autor erleichtert das Abschreiben gelegentlich die Textfindung.
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Bildquelle: Georg Büchner als Freimaurer, mit einem Logenbijou (Pastell eines unbekannten Künstlers, um 1830) Wikimedia Commons, gemeinfrei.