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Reden wir von der Liebe

Florian Russi (Hrsg.)

Liebe ist ein Thema, das jeden berührt...Ein manchmal ernüchterndes und zugleich poetisches Buch.

Knecht Ruprecht

Knecht Ruprecht

Carolin Eberhardt

Der einst als Knecht des Christkinds zu Heilig Abend auftretende alte Gevatter hat wohl noch im 19.Jahrhundert ein paar Tage vor dem Weihnachtsabend, in einen mit goldenen Äpfeln und Nüssen behangenen Pelz vermummt, in die Stuben der Kinder geschaut, sich erkundigt, ob diese auch recht brav waren, die Bescherung angekündigt, die Braven mit einer Obstspende belohnt, die Ungehorsamen mit der Rute bestraft. Weithin gilt er heute noch als recht ruppiger Geselle. Doch seine Geschichte und Herkunft reicht weiter zurück, als man sich vorstellen mag. Denn die alte Form seines Namens lautete „Hruodperaht“, welcher mit „ruhmesprächtigen“ oder „Ruhmesstrahlenden“ übersetzt werden kann. Dahinter verbirgt sich kein anderer als der gewaltige Sturmgott Wodan aus der germanischen Götterwelt.

In den altheidnischen Kulturen wurde zu der Wintersonnenwende alljährlich die Zeit des wiederkehrenden Lichts festlich begangen. Die einstige Tradition, einen Götterumzug zu gestalten, kann bis ins Mittelalter hinein zurückverfolgt werden. Zur vollendeten Wintersaat, um Martini, begann eine Art „Vorfest“. Die Götter zogen hier auf einem Wagen oder zu Pferd durch die Gassen, empfingen Opfergaben und spendeten Segen mit dem keimenden Getreide. Da die berittenen Gottheiten sich in die Farbe des Lichts hüllten, nämlich Weiß, bildete sich alsbald das Brauchtum des Schimmelreiters heraus, welcher sich lange in Nord- und Süddeutschland erhielt. In manchen Gegenden Norddeutschlands und Schlesiens verkleideten sich drei junge Burschen als Pferd, indem sie sich unter Tierhäuten verbargen.

Blickt man noch weiter zurück in die altheidnischen Bräuche so tauchen hier zur Wintersonnenwende die Naturgötter Fro, Donar, Balder, Wodan und dessen Gemahlin Frigga, welche unter anderem als Frau Holle bekannt ist, auf der Erde auf.

Da der Knecht Ruprecht in seiner eigentlichen Form des Wodan als Reiter auftrat, so entschuldigte er sich während des 19. Jahrhunderts im Gebiet des Erzgebirges ausdrücklich für das Fehlen seines Pferdes wie folgt:



Ich komme geschritten;

Hätt‘ ich ein Pferdlein,

so käm‘ ich geritten.

Ich hab‘ wohl eins im Stalle stehen,

aber es kann nicht über die Schwelle gehen.

Doch wann hat sich der Brauch des eigentlichen Knecht Ruprecht, welcher zu den vorweihnachtlichen Umzügen erschien, eigentlich entwickelt? Maximilian Harden datiert in seiner Publikation „Die Zukunft“ von 1894 das erstmalige Erscheinen des merkwürdigen Knechts auf das Jahr 1668. Zum ersten Mal taucht er als Knecht des Heiligen Christs auf. Das benannte nachweisende Verzeichnis führt den Alten als „Kindleinfresser“ auf, nach dieser Quelle trägt er den Namen Acesto. An Jesus gewannt ließ er wohl die Worte hören:

„Christe, Du tust recht daran,

Dass du keine Bitt nimmst an.

Ich Dein Knecht,

Der Ruprecht,

Will sie striegeln

Und zerprügeln…“

Bereits 1680 wurde der Knecht von einem geistlichen Schriftsteller als Geist aus der Hölle bezeichnet. Der Ruprecht taucht also nun eher seltener und nur noch in bestimmten Regionen Deutschlands persönlich auf. Doch ist nachzuweisen, dass auch die Bescherung zu Heilig Abend, wie wir sie heute kennen, sich erst Anfang des 18. Jahrhunderts herauskristallisierte. Zuvor brachte der Heilige Christ seine Gaben in Bündeln, welche er vor die Betten der Kinder stellte, oder legte sie in Schüsseln. Ähnlich wie heute zum Nikolaustag, stellten die Kinder am Abend zuvor die Schüsseln auf.

Heute ist der Knecht Ruprecht nur noch als gruseliger und bestrafender Helfer des Nikolaus bekannt, in den süddeutschen Regionen lassen sich die Krampen zu den jährlich stattfindenden Läufen sehen, die der dämonischen Stilisierung des Knecht Ruprechts aus dem 17. Jahrhundert auf Grund ihrer schaurigen Maskierungen nur zu gut gerecht werden.

*****

Textquellen:

Herden, Maximilian (Hrsg.): Die Zukunft, Band 9, Berlin: Verlag von O. Häring, 1894.

Hagen, Dr. A. (Hrsg.): Preussische Provinzial-Blätter, Band 8, Königsberg, 1849.

Mannhardt, Johann Wilhelm E.: Die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker, Berlin: Verlag von Heinrich Schindler, 1860.


Bildquellen:

Vorschaubild: Gertrud Caspari Kinderhumor Ruprecht, 1930, Urheber: Gertrud Caspari via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Odin rides to Hel, 1907, Urheber: W.G. Collingwood via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Knecht Ruprecht und das Christkind, 1850, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Knecht Ruprecht, 1863, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Gruß vom Krampus, Postkarte um 1900, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

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