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Reden wir von der Liebe

Florian Russi hat sich diesem Unterfangen gestellt und vieles zusammengetragen, was in der Welt über die Liebe gedacht, gesagt, gesungen und geschrieben wurde. Ohne Umschweife erzählt er aus Mythen und Sagen, stellt berühmte Paare vor und beschreibt ihr oft abenteuerliches Liebesleben

Tristan und Isolde

Tristan und Isolde

Florian Russi

Eine Liebe für die Ewigkeit

Bild 1: Tristan und Isolde mit dem Liebestrank
Bild 1: Tristan und Isolde mit dem Liebestrank
Ein Sagenstoff, dessen Ursprünge vor das 12. Jahrhundert zurückreichen, ist die Liebesgeschichte von Tristan und Isolde. Viele Dichter und Tonkünstler haben ihn aufgegriffen und verarbeitet. Am berühmtesten wurde die Version des Dichters Gottfried von Strassburg, der Ende des 12. bis Anfang des 13. Jahrhunderts lebte.
 
Tristan war ein gut aussehender, gebildeter und mutiger Ritter. In der Absicht seinen Onkel Marke, den König von Cornwall, vor dem Zinswucher Morolts, eines Schwagers des irischen Königs zu schützen, stellte er diesen zum Kampf und tötete ihn. Dabei wurde er selbst von dessen vergiftetem Schwert verletzt.
Nur die irische Königin Isolde verfügte über ein Zaubermittel, um Tristans Wunde zu heilen. Deshalb suchte er sie auf und gab sich ihr gegenüber als Spielmann Tantris aus. Die Königin schloss den jungen Mann ins Herz und bat ihn, ihre Tochter, die ebenfalls Isolde hieß, in der Musik und den höfischen Sitten zu unterrichten.

Als Tristan schließlich geheilt nach Hause zurückkehrte, setzte ihn sein Onkel Marke zu seinem Erben ein. Das rief den Neid der Hofgesellschaft hervor. Die bedrängte Marke, Tristan wieder an den irischen Hof zu entsenden, damit er dort für ihn um die junge Königstochter werben solle.
Mutter und Tochter Isolde erkannten den Spielmann wieder und wussten inzwischen auch, wer er war, und dass er Morolt getötet hatte. Doch die junge Isolde hatte sich in ihn verliebt. Deshalb willigte sie in seine Brautwerbung ein und folgte ihm zu seinem Onkel Marke.

Unterwegs tranken beide versehentlich den Liebestrank, den eine Vertraute für Marke und Isolde bestimmt hatte. Nun wurde das gegenseitige Liebesverlangen übermächtig. Schweren Herzens und im Bewusstsein des Verrats an Marke gaben sie sich nach kurzem Widerstreben ihrer Liebe hin.
An Markes Hof angelangt, versuchten die beiden ihre Beziehung zu verheimlichen. In der Hochzeitsnacht überlisteten sie den König, indem die Vertraute und Dienerin, die den Liebestrank bereitet hatte, Isoldes Stelle übernahm.

Schon bald wurde es Marke jedoch deutlich, dass Isolde nicht ihn, sondern Tristan liebte. Da er seinem Neffen immer noch gewogen war, stellte er ihm anheim, gemeinsam mit Isolde das Land zu verlassen. Daraufhin zog Tristan mit der Geliebten in eine paradiesähnliche Wildnis, wo er bei einer Jagd eine kreisrunde, aus edelstem Gestein bestehende Höhle ausfindig gemacht hatte. Die bauten sie aus zu einer behaglichen »Höhle der Liebenden« und verbrachten dort eine Zeit ungetrübten Glücks.

Eines Tages begab sich Marke mit Gefolgsleuten zur Jagd in die nahen Wälder und stießen auf die Liebeshöhle. Dort fand er Tristan und Isolde nebeneinander auf einem Bett liegend. Doch Tristan hatte das Herannahen der Jagdgesellschaft bemerkt und zwischen sich und Isolde ein Schwert gelegt. Das galt als Zeichen dafür, dass zwischen dem auf dem Bett ruhenden Paar keine körperliche Beziehung bestand. Marke war bereit zu glauben, dass Isolde ihn nicht betrogen habe und lud die beiden wieder auf sein Schloss.
Bild 2: Schauspiel Tristan und Isolde
Bild 2: Schauspiel Tristan und Isolde

Umgeben von einer misstrauischen Hofgesellschaft litten Tristan und Isolde darunter, ihre Liebe nicht mehr ausleben zu können. Überwältigt von der Sehnsucht nach dem Geliebten bat Isolde eines Tages Tristan, sich heimlich mit ihr im Park des Schlosses zu treffen. Dabei wurden die beiden von Marke beobachtet. Mit eigenen Augen konnte er sehen, dass die beiden ein Liebespaar waren. Schweigend ging er davon und rief seinen Hofrat zusammen.

Tristan aber hatte bemerkt, dass Marke ihnen gefolgt war. Er erkannte die Ausweglosigkeit ihrer Liebesbeziehung und fasste den Entschluss, das Land zu verlassen. Eindringlich beschwor er Isolde, ihn nie zu vergessen. Auch sie werde immer in seinem Herzen bleiben. Isolde nahm ihm das Versprechen ab, niemals eine andere Frau an ihre Stelle treten zu lassen. Zur Besiegelung ihrer unendlichen Liebe schenkte sie ihm einen Ring. Die beiden küssten sich ein letztes Mal und nahmen in tiefem Schmerz voneinander Abschied.
Als Marke mit seinen Ratgebern in den Park kam, fanden sie Isolde alleine vor. Die Höflinge machten ihm deshalb Vorwürfe und unterstellten ihm Hass und übertriebene Eifersucht gegenüber seiner Gemahlin. Wieder ließ Marke sich umstimmen und war bereit, sich mit Isolde zu versöhnen und auf Rache gegen Tristan zu verzichten.

Der aber verließ Cornwall und segelte mit seinen Gefolgsleuten in die Normandie. Dort hielt es ihn jedoch nicht lange. Er reiste weiter nach Deutschland, wo er ungezählte Abenteuer zu bestehen hatte. Als er dem Herzog von Arundell im Kampfe beistand, lernte er auch dessen Tochter kennen, die ebenfalls Isolde hieß - Isolde Weißhand. Sie war sehr schön und beide empfanden Verlangen füreinander. Tristan aber wollte das Treueversprechen, das er der irischen Isolde gegeben hatte, nicht brechen. In schmerzlicher Liebe zu ihr widersetzte er sich dem Begehren nach Isolde Weißhand. Hin und her gerissen in dem Wunsch, die neue Isolde zu besitzen und der alten in Treue verbunden zu  bleiben, durchlebte er Lust und Leid zugleich.

Eine Lösung zeigt Gottfried von Straßburg nicht auf. Sein Werk bleibt unvollendet. Doch geben einige Zeilen einen entscheidenden Hinweis:

»Wem nie von der Liebe Leid qeschah, dem qeschah auch Freude von der Liebe nie. Freude und Leid waren von jeher in der Liebe untrennbar verbunden. Man muss mit beiden Ehre und Ruhm erwerben, oder ohne sie verderben.«

 

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Bildquelle:
Vorschaubild, Tristan und Isolde, etwa 1895, gemeinfrei
- Bild 1: Tristan and Isolde with the Potion; by John William Waterhouse(1849-1917) - gemeinfrei
- Bild 2: Pixabay, by Wikilmages

 
Textquelle: "Reden wir von der Liebe", Herausgeber: Florian Russi, erschienen im Bertuch Verlag Weimar, 2007
 

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