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Die Päpste als Friedensvermittler

Der Kirchenhstoriker Stefan Samerski stellt die Friedenspolitik und -Arbeit des Heiligen Stuhls in der modernen Zeit heraus.

Arbeitsblatt: Die Tatsachen im Fall Waldemar

Arbeitsblatt: Die Tatsachen im Fall Waldemar

Katja Schmieder

Ernst Waldemar hat sich schon des öfteren von seinem Freund P. hypnotisieren lassen und weiß um dessen Interesse an Mesmerismus oder „animalischem Magnetismus.“ Als besagter Freund von Herrn Waldemars Krankheit und baldigem Tod erfährt, hat er eine seltsame Bitte an ihn: Er würde gern einen Sterbenden hypnotisieren, um zu erforschen, ob man so den Todeszeitpunkt hinauszögern kann. Waldemar willigt ein, und kurz vor der ärztlich berechneten Todesstunde beginnt das schreckliche Experiment ...

Fragen und Antworten hier noch einmal auf einen Blick:

I. „Hoax“ und „Fake News“ im 19. Jahrhundert

Sicherlich hast Du in den sozialen Medien oder im Familien- und Freundeskreis schon einmal die Begriffe „Fake News“ oder „Hoax“ gehört, was in etwa eine Falschmeldung (früher „Ente“) bezeichnet. Wenn wir heute also in der Zeitung lesen: „Morgen bekommen alle Menschen 1.000 Euro geschenkt!“ sind das definitiv Fake News. Leider ist das aber nicht immer so einfach herauszufinden. Doch was hat das mit der Geschichte „Die Tatsachen im Fall Waldemar“ zu tun? Sehr viel, denn Edgar Allan Poe veröffentlichte diesen Text in zwei renommierten amerikanischen Zeitschriften unkommentiert als Tatsachenbericht. Und wie Du schon gelesen hast, glaubte alle Welt, dass dieser „Fall“ tatsächlich so passiert und Poe ein „Experte“ ist. Erst auf Nachfrage gab dieser zu, dass es sich hier um einen Hoax handelt.

Aufgaben:
1. Finde weitere Momente, sprachliche Mittel und Begriffe in der Geschichte, die uns an einen „echten“ Tatsachenbericht glauben lassen!

wenn der Erzähler den Pflegern nicht traut und einen Medizinstudent bittet, Protokoll zu führen; Diagnose des Patienten (Beschreibung der Lunge); sachliche Sprache; Zeiten aufgelistet; „Tatsache“, „Experiment“, „Dr.“.

2. Recherchiere den „Sokal Hoax“ bzw. die Sokal-Affäre!

1996 reichte der amerikanische Physiker Alan Sokal einen Fake-Artikel bei einem wissenschaftlichen Journal ein; dieser wurde angenommen und bekam sogar einen Preis; danach ließ Sokal den Hoax auffliegen und es entstand ein regelrechter Aufruhr .

3. Was lernen wir daraus über den Umgang mit Informationen und Texten?

Alles hinterfragen, seinen Verstand benutzen, kritisch sein, viele verschiedene Quellen suchen und vergleichen.


II. Medizin als wissenschaftliche Autorität – und als Unterhaltung

Das spannende an dieser Geschichte ist nicht zuletzt das Thema Medizin, denn die Erforschung und Heilbarkeit von Krankheiten haben seit jeher die Menschen bewegt. Seit dem 19. Jahrhundert nun hat die wissenschaftliche, universitätsbasierte Medizin in Amerika und anderswo Einzug gehalten, mit allen ihren Vor- und Nachteilen. Eine Krankheit – bei Herrn Waldemar die Tuberkulose – wurde als ein interessanter „Fall“ gesehen, den es zu lösen galt; der menschliche Körper wurde dabei als eine Art Uhrwerk gesehen, das man nach Belieben reparieren konnte. Jedoch blieb der Tod immer noch ein Rätsel, und damit trifft unsere Geschichte so ziemlich genau den wunden Punkt – die undefinierbare Grenze zwischen Leben und Tod.

Aufgaben:
1. Mit welchen literarischen Strategien lässt Poe seinen Erzähler Spannung aufbauen?

das Rätsel „was wäre wenn...“, ein unerhörtes Experiment wird vorgeschlagen, die Ungewissheit „was passiert als nächstes? wie endet das?“, die gruslige Stimme des „Toten“.

2. Wieso vermittelt gerade das Motiv von Wissenschaft oder Medizin in fiktionalen Texten – auch in modernen Filmen oder Fernsehserien – den Anschein von Wahrheit und Authentizität?

die Figuren Wissenschaftler/Ärzte erzeugen Autorität; wir sind sozial so konditioniert, diese Autorität zu respektieren; durch Fachwörter und Krankheitsbeschreibungen.


III. Das literarische Motiv Ekel

Durch die Geschichte hindurch zieht sich das Motiv des Ekels, sodass sie durchaus als Horrorgeschichte gelten kann. Besonders am Ende trifft uns dieser nüchtern und real beschriebene Ekel, der dem Tod jegliche Romantik oder gar Schönheit nimmt – wie Poe sonst oft das Ableben einer schönen, jungen Frau beschrieben hat. Deswegen gilt die Erzählung um Herrn Waldemar auch als eine der ersten Gruselgeschichten, die das Element "gore" benutzt, die also abscheuliche, widerliche Bilder erzeugt. Da man zuerst glauben könnte, es handele sich um einen wahren Bericht, wirkt das Beschriebene um so scheußlicher. Man reagiert nicht sofort mit: „Ach, das ist doch nur etwas Ausgedachtes ...“

Aufgaben:
1. Mit welchen Ausdrücken, die bei uns Ekel hervorrufen, beschreibt der Erzähler den körperlichen Verfall des Sterbenden?

Beschreibung der Zunge, des Blutwassers und des Endes.

2. Was könnte die Unterschiede in der emotionalen Reaktion der Leserschaft im 19. und im 21. Jahrhundert verursacht haben?

im 21. Jahrhundert durch visuelle Medien wie TV-Serien an Grausamkeit gewöhnt, niedrige Hemmschwelle, „alles schon gesehen“.

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