In den Jahren von 1949 bis 1989, in denen die Deutschen getrennt in zwei Staaten lebten, bemühte sich das Innerdeutsche Ministerium in Bonn immer wieder, die Lebensverhältnisse in den beiden Staaten miteinander zu vergleichen. Die Ergebnisse wurden u.a. im „Zahlenspiegel" veröffentlicht, der um ein Höchstmaß an Objektivität bemüht war und die wissenschaftlichen Untersuchungen anerkannter westdeutscher Institute verwendete. Zum Verständnis der deutschen Teilung ist es interessant zu lesen, wie viele Arbeitsstunden die Bürger der Bundesrepublik Deutschland und der DDR im Jahr 1985 durchschnittlich aufbringen mussten, um die Güter des täglichen Lebens erwerben zu können.
Die blau unterlegten Zahlen betreffen die alte Bundesrepublik, die grünen die DDR. Der Vergleich legt die zu leistenden Arbeitsstunden zugrunde, weil die unterschiedliche Kaufkraft von DM (West) und DDR-Mark zu falschen Ergebnissen geführt hätte. Auch konnten Qualitätsunterschiede oder Haltbarkeitszeiten nicht berücksichtigt werden.
Eklatant war der Vorsprung der Bundesrepublik in fast allen Kategorien. Dagegen mussten DDR-Bürger f&uuuuml;r die meisten Dienstleistungen wie Stromversorgung oder öffentlicher Verkehr weniger arbeiten als ihre westdeutschen Kollegen. Auch die Mieten waren in der DDR niedriger als in Westdeutschland. Diese Bereiche waren in der DDR staatlich verwaltet und subventioniert. Allerdings war der Wohnraum knapp. 42 % der Wohnungen in der DDR stammten aus der Zeit vor 1919, 59 % hatten keine Zentralheizung, 26 % kein Bad oder Dusche, 32 % keine Innentoilette (Quelle: Zahlenspiegel (s. u), S. 85).
Rudolf Dadder
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Quelle: Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (Hrsg.): Zahlenspiegel, Bundesrepublik Deutschland / Deutsche Demokratische Republik, Ein Vergleich. 3. Neugestaltete Ausgabe, 2. Auflage, Bonn 1988 (S. 76-78)