„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ ist ein Satz aus dem Werk „Minima Moralia“ des Philosophen und Soziologen der Frankfurter Schule Theodor W. Adorno (1903 - 1969). Der Spruch wurde von vielen Intellektuellen begeistert aufgenommen und viel zitiert. Es handelt sich bei ihm jedoch eher um Lyrik als um Philosophie. Als ethischer Grundsatz ist er untauglich. Es gibt nämlich weder ein richtiges noch ein falsches Leben. Richtig oder falsch kann ein menschliches Verhalten sein, nicht aber das Leben als solches.
Es ist auch zu unterscheiden zwischen biologischem und geistigem Leben. Das biologische Leben kann Adorno nicht gemeint haben. Der Embryo sitzt richtig im Mutterleib und der Bandwurm im Darm fragt nicht, ob er hier falsch ist.
Es geht also um das geistige Leben. Es wird bestimmt durch Persönlichkeitsentfaltung, Mitmenschlichkeit, Studium, Gespräche, Forschung, Kritik, Erfahrung und Erkenntnisgewinn. Es ist in sich weder richtig noch falsch, sondern umso erfolgreicher, als es nicht durch schlechte Voraussetzungen vorbelastet ist. Es müsste eher heißen: „Es gibt keine geistige Entwicklung ohne ein Leben in Freiheit“ (Maxima Moralia).
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