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Quatsch Didel Datsch

Kinderreime

von Norbert Neugebauer (Autor), Werner Kiepfer (Autor), Petra Lefin (Illustrator)

Kinder wollen unterhalten sein. Sie lieben Geschichten und Spaß, Rhythmus und Reim.
Das Spiel mit den Worten, die einen ähnlichen Klang aufweisen, fasziniert sie. Der Gleichklang und Rhythmus von Versen lassen sie die (Mutter-)Sprache spielerisch erfassen. Dadurch lassen sie sich schnell auswendig lernen, immer wieder nachsprechen und fördern so das Sprachvermögen. - Mit den liebevollen Zeichnungen von Petra Lefin bietet das Heft Unterhaltung für die ganze Familie.

Der weise König

Der weise König

Khalil Gibran

Wer sich heute mit der internationalen Politik befasst, kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Staaten, in denen die Bewohner früher als aufrecht und besonnen galten, scheinen inzwischen verrückt zu spielen. Maßstäbe, die bisher als selbstverständlich galten, scheinen ihre Bedeutung verloren zu haben. Bei der Suche nach einer Erklärung kann die folgende Parabel des libanesischen Dichters und Philosophen Gibran behilflich sein.

Florian Russi

Einst herrschte in der fernen Stadt Wirani ein König, der zugleich mächtig und weise war. Er wurde gefürchtet ob seiner Macht und geliebt ob seiner Weisheit.

Nun gab es im Herzen jener Stadt einen Brunnen, dessen Wasser kühl und klar war wie Kristall, aus dem alle Bewohner tranken, auch der König und seine Höflinge, denn es gab keinen anderen Brunnen.

Eines nachts, als alle schliefen, kam eine Hexe in die Stadt und goss sieben Tropfen seltsamer Flüssigkeit in den Brunnen und sagte: „Wer von dieser Stunde an von diesem Wasser trinkt, der soll verrückt werden.“

Am nächsten Morgen tranken alle Bewohner außer dem König und seinem Kämmerer aus dem Brunnen und wurden verrückt, genau wie die Hexe es vorausgesagt hatte.

Und den ganzen Tag über taten die Leute in den engen Gassen und auf den Marktplätzen nichts anderes, als einander zuzuflüstern: „Der König ist verrückt. Unser König und sein Kämmerer haben den Verstand verloren. Wir können auf keinen Fall von einem verrückten König regiert werden. Wir müssen ihn entthronen.“

Am selben Abend befahl der König, dass ein goldener Becher mit Wasser aus dem Brunnen gefüllt wird. Und als man ihm den Becher brachte, tat er einen tiefen Schluck und gab ihn auch seinem Kämmerer, um daraus zu trinken.

Und es war eine große Freude in der fernen Stadt Wirani, denn ihr König und sein Kämmerer hatten ihren Verstand zurück.

 

*****

entnommen aus: Gibran, Khalil: Der Narr, S. 126, Köln: Anaconda Verlag, 2010.

Vorschaubild: prinz-jung-junge-wasser-teich-35924, Urheber: Clker-Free-Vector-Images via Pixabay CCO.

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