"Übermütig siehts's nicht aus,
Dieses stille Gartenhaus.
Allen die darin verkehrt,
Ward ein guter Mut beschert",
dichtete Johann Wolfgang von Goethe über das am Rande des Ilmparks in Weimar gelegene Gartenhaus, das ihm sein Freund und Förderer Herzog Karl August im Jahr 1776 zum Geschenk gemacht hatte. Mit dem Erwerb dieses Hauses erhielt Goethe zugleich das Weimarer Bürgerrecht und konnte damit auch Minister im kleinen Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach werden.
Sechs Jahre lebte Goethe im Gartenhaus bis er 1782 seinen Hauptwohnsitz in das stattliche Anwesen am Frauenplan verlegen konnte. Das Haus an der Ilm diente ihm jedoch weiter als Refugium und gelegentlich als Gästehaus. Hierhin führte er auch die junge Christiane Vulpius, nachdem sie ihm im Park ein Bittgesuch für ihren Bruder überreicht hatte und er während seines vorangegangenen zweijährigen Italienaufenthalts gelernt hatte, seinen erotischen Bedürfnissen freien Lauf zu lassen.
Im Gartenhaus wurde aber auch gefeiert, diskutiert, philosophiert, getextet und gedichtet. Goethe schrieb dort u.a. die Gedichte „Wanderers Nachtlied I" (Der du von dem Himmel bist ...) und „An den Mond", das Drama, „Die Geschwister" sowie Teile von „Wilhelm Meister" und den Beginn von „Iphigenie" und „Torquato Tasso".
Heute ist das immer noch idyllisch gelegene Gartenhaus in jedem Jahr das Ziel ungezählter Goetheverehrer.
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Bild oben links: Skizze von Gerhard Klein.
Aus: Weimar-Skizzen, Motive der Klassikerstadt von Gerhard Klein. Bertuch-Verlag, 2006.
Fotos: Rita Dadder