Sein Gedenktag ist der 11. November. Das war der Tag, an dem sein Leichnam 3 Tage nach seinem Tod in feierlicher Prozession nach Tours überführt wurde, in die Stadt, deren Bischof er viele Jahre lang gewesen war. Auf diese Prozession geht der bis heute geübte Brauch des Martinszuges zurück. Am Abend des 11. November ziehen an vielen Orten in der Welt Kinder mit meist selbst gebastelten Lampions über Straßen und Plätze. Dabei singen sie Lieder, die dem Heiligen gewidmet sind und an sein Leben erinnern.
Der heilige Martin hat viele Spuren hinterlassen. Gemeinden, Kirchen Kapellen, Brunnen oder auch soziale Einrichtungen sind nach ihm benannt. Allein im deutschsprachigen Raum gibt es über 40 Orte die „St. Martin" heißen oder wie die saarländische Gemeinde Tünsdorf darauf verweisen, dass der Heilige im Ort gewirkt und zu dessen Namensgebung beigetragen hat. Um sein Leben und Wirken haben sich auch mehrere Legenden gebildet. Danach soll er sogar Tote wieder zum Leben erweckt haben.
Der historische Martin wurde 316 oder 317 als Sohn eines hohen römischen Offiziers in Savaria geboren. Die Stadt lag im heutigen Ungarn und heißt inzwischen Szombathely. Seine Kindheit verbrachte er zum größszlig;ten Teil in Pavia in Oberitalien, der Heimat seines Vaters. Dort kam er zum ersten Mal mit dem Christentum in Berührung.
Als Sohn eines Offiziers war er nach einem kaiserlichen Dekret verpflichtet, selbst Soldat zu werden und 25 Jahre lang Militärdienst zu leisten. Im Alter von 15 Jahren wurde er in Mailand zur Leibwache des Kaisers Konstantin II. (317 - 340) eingezogen. Später diente er als Soldat in Gallien und auch in germanischen Gebieten. Im Jahr 355 übernahm dort der spätere (360-363) Kaiser Julian, in der christlichen Geschichte als „Julian der Abtrünnige" bekannt, den militärischen Oberbefehl. Als dieser seinen Soldaten den Befehlt gab, die heutige Stadt Worms anzugreifen, verweigerte sich Martin und beantragte seine Entlassung aus der Armee. Er erklärte, er sei vom Soldaten des Kaisers zum Soldaten Christi geworden.
Mit 40 Jahren begann nun für ihn ein neuer Lebenslauf als Mann der Kirche. Er ließ sich vom Bischof von Poitiers taufen, wurde Priester und lebte zunächst als Mönch und Einsiedler. Er muss ein sehr bescheidener und ungewöhnlich charismatischer Mensch gewesen sein. Wo immer er sich aufhielt, scharten sich bald Anhänger und Gefolgsleute um ihn. Vor allem in Gallien im Gebiet der Touraine verbreitet sich sein Ruf als Wohltäter, Nothelfer und glaubwürdiger Zeuge der christlichen Lehren. Er war viel unterwegs, besuchte auch seine Geburtsstadt und bekehrte seine Mutter zum römisch-katholischen Glauben.
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- Vorschaubild: Martinslaternen am Martinsfeuer in Köln-Neuehrenfeld 2015. Urheber: Superbass, Lizenz: CC-BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
- Statue des St. Martin als Bischof mit der Gans. Katholische Kirche St. Martin (Waldsee). Fotograf: Claus Ableiter. CC-BY-SA 3.0. via Wikimedia Commons
- St. Martin und Bettler, gemalt von El Greco, ca 1597-1599, Öl auf Leinwand, heutiger Standort: National Gallery of Art, Washington.
- Grab des heiligen Martin in der Krypta der Kirche Saint-Martin de Tours. Urheber: Tipoune, gemeinfrei
- "Grüße vom Martinstag in Erfurt". Postkarte, datiert 10.11.1913.