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Martinsfest - Wir feiern Martini

Florian Russi

Kleine Broschüre mit Texten und Liedern zum Martinstag

Laterne, Laterne ... Im dunklen Monat November hält das Martinsfest einen Lichtpunkt für uns bereit. Vor allem Kinder freuen sich weit im Voraus auf den Martinstag, um mit ihren leuchtenden Laternen durch den Ort zu ziehen. Die Hintergründe zur Geschichte des festes und den traditionellen Bräuchensind in dieser Broschüre festgehalten. Mit einer Anleitung für eine selbstgebastelte Laterne, drei leckeren Rezepten und vielen Liedern, Gedichten und Reimen ist sie ein idealer Begleiter für jedermann.

Martin von Tours

Martin von Tours

Florian Russi

St. Martin - weltweit beliebter Heiliger, Liebling der Kinder

Flagge USA

Er ist eine historische Persönlichkeit, seine Existenz ist dokumentiert und unbestritten. Zum weltweit bekannten und beliebten Heiligen wurde er als Vorbild für Humanität und Nächstenliebe. Berühmt ist die Legende, dass er als römischer Ritter an einem frierenden Bettler vorbei ritt, mit seinem Schwert seinen Militärmantel in zwei Hälften teilte und die eine dem Bettler überließ.
Statue von St. Martin als Bischof mit Gans
Statue von St. Martin als Bischof mit Gans

Sein Gedenktag ist der 11. November. Das war der Tag, an dem sein Leichnam 3 Tage nach seinem Tod in feierlicher Prozession nach Tours überführt wurde, in die Stadt, deren Bischof er viele Jahre lang gewesen war. Auf diese Prozession geht der bis heute geübte Brauch des Martinszuges zurück. Am Abend des 11. November ziehen an vielen Orten in der Welt Kinder mit meist selbst gebastelten Lampions über Straßen und Plätze. Dabei singen sie Lieder, die dem Heiligen gewidmet sind und an sein Leben erinnern.

Der heilige Martin hat viele Spuren hinterlassen. Gemeinden, Kirchen Kapellen, Brunnen oder auch soziale Einrichtungen sind nach ihm benannt. Allein im deutschsprachigen Raum gibt es über 40 Orte die „St. Martin" heißen oder wie die saarländische Gemeinde Tünsdorf darauf verweisen, dass der Heilige im Ort gewirkt und zu dessen Namensgebung beigetragen hat. Um sein Leben und Wirken haben sich auch mehrere Legenden gebildet. Danach soll er sogar Tote wieder zum Leben erweckt haben.

Der historische Martin wurde 316 oder 317 als Sohn eines hohen römischen Offiziers in Savaria geboren. Die Stadt lag im heutigen Ungarn und heißt inzwischen Szombathely. Seine Kindheit verbrachte er zum größszlig;ten Teil in Pavia in Oberitalien, der Heimat seines Vaters. Dort kam er zum ersten Mal mit dem Christentum in Berührung. 

St. Martin und der Bettler - Gemälde von El Greco
St. Martin und der Bettler - Gemälde von El Greco

Als Sohn eines Offiziers war er nach einem kaiserlichen Dekret verpflichtet, selbst Soldat zu werden und 25 Jahre lang Militärdienst zu leisten. Im Alter von 15 Jahren wurde er in Mailand zur Leibwache des Kaisers Konstantin II. (317 - 340) eingezogen. Später diente er als Soldat in Gallien und auch in germanischen Gebieten. Im Jahr 355 übernahm dort der spätere (360-363) Kaiser Julian, in der christlichen Geschichte als „Julian der Abtrünnige" bekannt, den militärischen Oberbefehl. Als dieser seinen Soldaten den Befehlt gab, die heutige Stadt Worms anzugreifen, verweigerte sich Martin und beantragte seine Entlassung aus der Armee. Er erklärte, er sei vom Soldaten des Kaisers zum Soldaten Christi geworden.

Mit 40 Jahren begann nun für ihn ein neuer Lebenslauf als Mann der Kirche. Er ließ sich vom Bischof von Poitiers taufen, wurde Priester und lebte zunächst als Mönch und Einsiedler. Er muss ein sehr bescheidener und ungewöhnlich charismatischer Mensch gewesen sein. Wo immer er sich aufhielt, scharten sich bald Anhänger und Gefolgsleute um ihn. Vor allem in Gallien im Gebiet der Touraine verbreitet sich sein Ruf als Wohltäter, Nothelfer und glaubwürdiger Zeuge der christlichen Lehren. Er war viel unterwegs, besuchte auch seine Geburtsstadt und bekehrte seine Mutter zum römisch-katholischen Glauben.

Grab des heiligen Martin in der Krypta der Kirche Saint-Martin de Tours.
Grab des heiligen Martin in der Krypta der Kirche Saint-Martin de Tours.
In Ligugé, in der Nähe von Poitiers, gründete er das erste abendländische Kloster. Es heißt heute „Abtei St. Martin von Ligugé", wird von Benediktinerpatres betrieben und ist ein beliebter Wallfahrtsort. Ein weiteres Kloster gründete er in Marmoutier in der Nähe von Tours. In diese Gegend hatte er sich einige Jahre zuvor als Einsiedler in Höhlen zurückgezogen. Doch auch hierhin waren ihm Gläubige gefolgt. Es wurde bekannt, dass er sich in der Region aufhielt und als 372 für das Bistum Tours ein neuer Bischof gesucht wurde, fiel die Wahl auf ihn. Die Legende berichtet, dass er sich nicht für würdig gehalten habe,, das Amt anzunehmen. Deshalb habe er sich in einem Gänsestallt versteckt. Die schnatternden Gänse hätten ihn jedoch verraten. Auf diese Geschichte geht der Brauch des Martinsgansessens zurück, dem in der Zeit des Martinstages auch viele Nichtgläubige gerne huldigen.
Martinstag in Erfurt 1913
Martinstag in Erfurt 1913
Auch als Bischof war Martin sehr umtriebig. Er diente als Verbindungsmann zwischen dem römischen Kaiser und den Franken, wendete sich gegen die Glaubenslehre des Arianismus („Es gibt nur einen Gott, den Vater"), war auch kirchenpolitisch ein gefragter Mann und gründete mehrere Pfarreien. Er hielt eifrigen Kontakt zu den Gläubigen seines Bistums und musste dabei auch manchen Streit schlichten. Bei einem solchen Einsatz starb er am 8. November des Jahres 397 im Alter von 81 Jahren in der kleinen Gemeinde Candes, die heute den Namen „Candes St. Martin" trägt und in der Region Centre-Val de Loire (Mittelfrankreich, Tal der Loire) liegt. Von hier aus wurde sein Leichnam am 11. November in einer Lichterprozession Loire-aufwärts nach Tours gebracht und dort feierlich beigesetzt. An dieses Ereignis hat sich die Tradition der Martinszüge angeschlossen.

 

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- Vorschaubild: Martinslaternen am Martinsfeuer in Köln-Neuehrenfeld 2015. Urheber: Superbass, Lizenz: CC-BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
- Statue des St. Martin als Bischof mit der Gans. Katholische Kirche St. Martin (Waldsee). Fotograf: Claus Ableiter. CC-BY-SA 3.0. via Wikimedia Commons
- St. Martin und Bettler, gemalt von El Greco, ca 1597-1599, Öl auf Leinwand, heutiger Standort: National Gallery of Art, Washington.
- Grab des heiligen Martin in der Krypta der Kirche Saint-Martin de Tours. Urheber: Tipoune, gemeinfrei
- "Grüße vom Martinstag in Erfurt". Postkarte, datiert 10.11.1913.

 

 

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