Das Wörtchen „Hall" in Ortsbezeichnungen ist stets ein Hinweis auf einen besonderen Stoff, der hier zumindest in früheren Zeiten zu finden gewesen sein muss: Salz. Bekannt Beispiele hierfür sind Bad Reichenhall, Hallermühle, Hallschlag und Schwäbsich Hall. Auch Halle an der Saale verfügte einst über reiche Salzvorkommen, genau wie das rund 30 Km entfernte Bad Dürrenberg.
Dass Bad Dürrenberg der Namenszusatz „Hall" verwehrt blieb, mag daran liegen, dass hier erst spät mit der Salzgewinnung begonnen wurde. Im Jahr 1741 begann kurfürstlich-sächsischer Bergrat Johann Gottfried Borlach mit geologischen Untersuchungen in Dürrenberg. Borlach war der Überzeugung, „Wo Salzquellen sind, spürt man solches Gebirge, und die Salzquellen kommen aus demselben hervor. Soole ist ein Wasser, welches durch ein Salzgebirge gegangen ist, sich in selben gesalzen hat und mit dem Salze hervorkommt."
Die erste Sole, die in der Gegend um Dürrenberg erschlossen werden konnte, war jedoch mit nur 4% Salzgehalt für die Weiterverarbeitung ungeeignet. Erst 1763, Borlach war inzwischen 76 Jahre alt, stießen Bergleute in 223 Metern Tiefe auf eine ergiebige Solequelle. Das Quellwasser flutete binnen weniger Stunden den gesamten Schacht.
Unverzüglich ließ Borlach einen Schachtturm und ein Gradierwerk errichten. In diesem wird die Sole bis heute mehrfach über Wände aus Schwarzdornreisig geleitet. Mit jedem Durchlauf verdunstet ein Teil des Wassers, so dass sich der Salzgehalt der Sole erhöht, bis diese schließlich durch Sieden zu Salz weiterverarbeitet werden kann. Bereits im Frühjahr 1765 waren auf diese Weise die ersten 100 Zentner Salz in Dürrenberg hergestellt worden.
Ab 1846 begann die medizinische Anwendung der Sole in Dürrenberg. Schon bald erfreute sich der kleine Ort größter Beliebtheit und zählte in guten Monaten bis zu 400 Kurgäste. Heilerfolge stellten sich vor allem bei Entzündungen der Atemwege, Nervenleiden, Blutarmut und Hauterkrankungen ein. Ab 1935 durfte sich der Ort daher offiziell Bad Dürrenberg nennen.
Das Gradierwerk, mit dessen Bau Johann Gottfried Borlach vor rund 250 Jahren begann, hat heute eine Länge von 636 Metern und umgibt einen herrlichen Kurpark. Damit ist es das größte zusammenhängende Gradierwerk Europas.
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Fotos: Sebastian Keßler