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Christoph Werner:

Philipp Melanchthon
Luthers zweifelnder Freund

Philipp Melanchthon (1497-1560) war Humanist, Theologe und Lehrer. Man bezeichnete ihn schon im Jahre 1560 als Lehrer Deutschlands, doch wirkte sein Schaffen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Melanchthons Verhältnis zu Luther war zeitweise schweren Belastungen unterworfen, die sowohl von theologischen Differenzen wie auch von ihren unterschiedlichen Charakteren herrührten. Die kurze Biographie stellt den Praeceptor Germaniae in den wichtigs-ten Phasen seines Schaffens vor.

Philipp Melanchthon

Philipp Melanchthon

Florian Russi

Als „Lehrer Deutschlands“ wird Philipp Melanchthon auch bezeichnet. Er war der engste Mitarbeiter Martin Luthers und ein maßgeblicher Vertreter des Protestantismus. Auf ihn gehen wesentliche Teile der „Confessio Augustana“, also der Grundregeln der evangelischen Religionslehre zurück. Er wirkte bei der Herausgabe des Evangelischen Kirchengesangbuches mit und überarbeitete die Bibelübersetzung Martin Luthers. Im Jahr 1521 veröffentlichte er das Werk „Loci communes rerum theologicarum“ (Allgemeine Grundbegriffe der Theologie), das zu einem Standardwerk der evangelischen Dogmatik wurde und bis 1525 in 18 Auflagen erschien.

Melanchthon gründete Schulen und nahm großen Einfluss auf das Bildungssystem in Deutschland. Er war Altphilologe, Theologe und Philosoph. Schon im Alter von 21 Jahren wurde er auf Empfehlung von  Johannes Reuchlin vom Sachsenherzog Friedrich dem Weisen auf den Lehrstuhl für Altgriechisch an die Universität von Wittenberg berufen. Dort traf der zierliche, nur 1,50 Meter große Mann erstmals mit Luther zusammen.

Die beiden befreundeten sich und arbeiteten bei der Gestaltung des Protestantismus eng zusammen. Es kam aber auch zu Auseinandersetzungen zwischen ihnen, was zum einen in ihren unterschiedlichen theologischen Ansichten, zum anderen in ihren Charakteren begründet war. Luther war selbstbewusst und sehr robust, Melanchthon eher zurückhaltend und zweifelnd. Vielen gilt Melanchthon deswegen als der Edlere der beiden.

Doch auch er war ein Kind seiner Zeit und nicht der konsequente Humanist, als der er von vielen gesehen wird. In der Auseinandersetzung mit der religiösen Bewegung der „Täufer“ trat er dafür ein, deren Anführer zu töten, und in den Bauernkriegen stellte er sich wie Luther radikal gegen die revolutionären Kämpfe der Bauern.

Seine Tochter Anna drängte er als 14-jährige zur Ehe mit einem seiner Schüler. Die folgsame Tochter wurde von ihrem Mann häufig betrogen und starb unglücklich mit 24 Jahren nach der Geburt ihres sechsten Kindes. Auch in dem Fall des Landgrafen Philipp von Hessen, der schon verheiratet war und eine zusätzliche Ehe eingehen wollte, spielte er eine unrühmliche Rolle. Auf Wunsch Luthers erstellte er ein Gutachten, das dem Landgrafen entgegen der klaren christlichen Lehre die Zweitehe erlaubte. Es ging dabei nicht um Glaubensgrundsätze, sondern um Machtpolitik.

Melanchthon wurde 1497 in Bretten im Kraichgau im heutigen Landkreis Karlsruhe geboren. Seine Mutter war eine Verwandte von Johannes Reuchlin. Sein Familienname war ursprünglich Schwartzerdt und wurde von Reuchlin in das griechische Melanchthon (melan: schwarz und chthon: Erde) geändert. Philipp Melanchthon starb 1560 in Wittenberg, 14 Jahre nach seinem Freund Luther.

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Textquelle: Christoph Werner, Philipp Melanchthon  - Luthers zweifelnder Freund, Hamburg 2022.

Vorschaubild: Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt , Public domain, via Wikimedia Commons

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