Zu den weltweit bedeutendsten Chemikern des 19. Jahrhundert zählt der in Darmstadt geborene Justus von Liebig (1803 - 1873). Man bezeichnet ihn als Erfinder des experimentellen Unterrichts. Sein Labor, Werk- und Lehrstätte zugleich, wurde zum Vorbild für die naturwissenschaftliche Experimentalforschung. Sein erzieheririscher Einfluss war nachhaltig. Von den 60 ersten Nobelpreisträgern für Chemie sind international 44 seiner Schule zuzuordnen.
Liebig gilt als Begründer der organischen Chemie. Er erkannte, dass die chemischen Reaktionen in organischen Substanzen vielfach ähnlich verlaufen wie in anorganischen. Zusammen mit Friedrich Wöhler entdeckte er die Isometrie, d. h. das Phänomen, dass aus den gleichen Atomen verschiedene Stoffe gebildet werden können.
Liebig erforschte den Stoffwechsel von Tieren und Pflanzen und entwickelte eine „Agrikulturchemie". Sie bildet noch heute die Grundlager für den modernen Ackerbau und die Tierernährung. Ohne Liebig wäre die Ernährung von weltweit 6 Milliarden Menschen nicht lösbar.
Liebig verdanken wir auch eine Reihe von wichtigen Erfindungen. Am bekanntesten ist der Liebig`sche Fleischextrakt. Mit seinem Fleischinfusum wurde die Ernährung Schwerkranker möglich. Er entwickelte Säuglingsnahrung und das Backpulver, außerdem das Superphosphat als wirksames Düngungsmittel.
Liebig machte auch Entdeckungen, die zur Herstellung von Edelstählen führten. Er entdeckte Chloral, Chloroform u. v. a. Das von ihm entwickelte Verfahren zur Herstellung von Silberspiegeln ersetzte die bisherige Anwendung von Quecksilber, das für die mit der Produktion beschäftigten Arbeiter Krankheit und qualvolles Siechtum zur Folge hatte.
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Entnommen aus dem Buch "Worauf wir stolz sein können", Bertuch-Verlag GmbH Weimar, 2004