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Christoph Werner
Um ewig einst zu leben

Roman

Um 1815 zwei Männer, beide Maler - der eine in London, der andere in Dresden; der eine weltoffen, der andere düster melancholisch. Es sind J. M. William Turner und Caspar David Friedrich. Der Roman spielt mit der Verbindung beider.

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Anton Praetorius

Anton Praetorius

Florian Russi

Ein großer Deutscher

Die Hexenprozesse gehören zu den Skandalen der Menschheitsgeschichte. Sie zeigen, wie anfällig Menschen für Aberglaube und Verleumdungen sind und wie brutal und inhuman sie mit Ihresgleichen umgehen können. Die Verurteilungen der Hexen, welche auf „Geständnissen" beruhten, die unter schlimmster Folter erpresst wurden, waren nur möglich, weil die Menschen, die in dieser Zeit lebten, einem „Hexenwahn" verfallen waren und es Gefahr für das eigene Leben bedeutete, wenn sich jemand ihm entgegenzustellen wagte. Umso mehr verdient ein Mann unsere Hochachtung, der im Jahr 1596 vom Grafen Wolfgang Ernst von Ysenburg-Büdingen zum fürstlichen Hofprediger und Pfarrer von Bierstein berufen worden war.

Der 1560 in Lippstadt geborene Praetorius war ein Kind seiner Zeit und hielt Hexerei und Zauberei durchaus für möglich. Er vertrat allerdings die Auffassung, dass Gottes Werk immer stärker sei als das des Teufels und dass nicht qualvolle Folter und Verbrennung gegen die Beschuldigten angewandt werden dürften, sondern Belehrung und religiöse Unterweisung.

Als im Jahr 1597 im Biersteiner Schloss die als Hexe bezichtigte Anna Dietrich einer „peinlichen Befragung" unterzogen wurde, war er als deren Seelenbeistand bestellt worden. Zugleich war er Mitglied des untersuchenden Gerichts. Zur Überraschung seiner Richterkollegen legte er Protest ein, was tatsächlich dazu führte, dass die Folter abgebrochen wurde. Anna Dietrich überlebte zunächst, starb aber dann doch an den Folgen der bereits erlittenen Qualen. Zwei weitere mit angeklagte Frauen waren schon während der Folter gestorben, eine vierte hatte sich erhängt, nachdem man ihr die Marterwerkzeuge gezeigt hatte. So war dem ungeheuren Mut, den Praetorius bewiesen hatte, zunächst kein Erfolg beschieden.

Anton Praetorius war im lutherischen Glauben erzogen worden, hatte sich aber im Alter von 28 Jahren dem Calvinismus angeschlossen. In seinem 1596 erschienenen Werk „De Pii Magistratus officio" („Von der Pflicht der gottesfürchtigen Obrigkeit") forderte er von den regierenden Fürsten eine bibelgetreue Erneuerung von Kirche und Nation gemäß den Lehren Calvins. Der rigorose Reformator Jean Calvin (1509-1564) hatte allerdings auch dazu aufgerufen, Hexen ausfindig zu machen und sie und mögliche Zeugen unter Folter zu verhören.

Als Dreizehnjähriger war Praetorius Zeuge eines Hexenprozesses mit Folteranwendung gewesen und darüber nachdenklich geworden. Dieses Erlebnis, sein tiefer Glaube an Gott und eine Reihe von persönlichen Schicksalsschlägen hatten ihn später gegenüber dem Dogmatismus Calvins zunehmend kritisch gestimmt.

Sein Eintreten für Anna Dietrich hatte zur Folge, dass er vom Grafen Wolfgang Ernst aus seinen Ämtern entlassen wurde. Im Jahr 1598 fand er eine neue Pfarrstelle in Laudenbach in der Kurpfalz. Von dort eröffnete er einen literarischen Kampf gegen Hexenwahn und Folter. Unter dem Namen seines Sohnes Johannes Scultetus veröffentlichte er das Buch „Von Zauberey und Zauberern Gründlicher Bericht". Mit Argumenten und Belegen aus der Bibel wandte er sich darin gegen Luthers und Calvins Aufrufe zur Hexenverfolgung. Er stellte fest, dass man in Gottes Worten nichts von Folterung, peinlichem Verhör und durch Gewalt und Schmerzen erpressten Bekenntnissen finde.

Es folgten weitere Schriften, in denen er u. a. die Zustände in den damaligen Gefängnissen sowie allgemeine Missstände in der Strafjustiz kritisierte und das Recht des Angeklagten auf eine angemessene Verteidigung forderte. Er stieß auf heftige Kritik, fand aber auch zahlreiche namhafte Befürworter, die ihre Unterstützung  in Widmungen zum Ausdruck brachten, die Praetorius in seine Schriften aufnahm.

Als Vorkämpfer für Grund- und Menschenrechte gehört er zu den Vorbereitern unseres Rechtsstaats und zu den Großen der deutschen Geschichte. Sein privates Leben war gezeichnet durch viele Schicksalsschläge. Er überlebte eine Verlobte, drei Ehefrauen und zehn seiner elf Kinder. Anton Praetorius starb 1613 in Laudenbach/Bergstraße.

Video über das Leben von Anton Praetorius zum 400. Todestag

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Quellen:

- Hartmut Hegeler: Anton Praetorius, Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter. Unna, 2002
- Eduard Kopp: Vorbilder, Anton Praetorius, ein Pfarrer aus Hessen war einer der Ersten, die Hexenprozesse lautstark in Zweifel zogen. In: Chrismen, Das Evangelische Magazin, 08/2010

Weblinks:

- www.anton-praetorius.de

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