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Ein Buch, das zu Herzen geht

Klinikclown Knuddel erinnert an die vielen Kindern und Jugendlichen, die er begleiten durfte, und in seinen Geschichten lässt er ihr Wesen und ihre Persönlichkeit nochmals aufleben. Geschichten über die Liebe und einen Clown im Sterbezimmer.

Helmut Kohl

Helmut Kohl

Florian Russi

Als Jugendliche fuhren wir in die saarländische Stadt St. Wendel, um den „Enkel Adenauers" reden zu hören. Wir wurden enttäuscht. Die Rede war nicht mitreißend, ohne Pointen, Pathos und Visionen, von ihrem Inhalt ist mir nichts in Erinnerung geblieben. Er wurde nie zum Publikums- oder gar zum Medienliebling. Selbst als er Ministerpräsident  von Rheinland-Pfalz geworden war, nannte ein mir bekannter Journalist ihn konstant „Dorfkaplan" und ein anderer,  der ihm politisch eigentlich nahe stand, monierte, nachdem ihm Helmut Kohl  1 ½ Tage lang stolz sein Land gezeigt hatte: „Wann regiert der eigentlich?"

Später war ich selbst einmal mit anderen in  seiner Staatskanzlei eingeladen. Er plauderte über politische Karrieren und über die Bedeutung des Weinbaus in Rheinland-Pfalz und erzählte, dass es bei Adenauer immer Tee zu trinken gegeben habe. Nach einiger Zeit kamen noch drei seiner Minister hinzu. Sie duzten sich untereinander und Kohl machte deutlich, dass für ihn Freundschaften auch in der Politik eine große Rolle spielten. Dann ergänzte er: „Das politische Leben unterscheidet sich nicht wesentlich vom gesellschaftlichen oder privaten."

1990 Karl-Marx-Stadt, Volkskammerwahl, Kundgebung Allianz für Deutschland
1990 Karl-Marx-Stadt, Volkskammerwahl, Kundgebung Allianz für Deutschland

Damals gab es nur wenige, die vorausgesagt hätten, dass dieser Mann einmal 16 Jahre, zwei länger noch als Konrad Adenauer, Deutschland regieren würde. Einer davon war einer meiner Professoren, ein hoch gebildeter Mann, der Kohl bei einem historischen Vortrag in Wien zugehört hatte.  „Der Mann war überzeugend, er wird noch eine bedeutende Rolle spielen". Ende 1982 war es soweit. Nachdem er in einem konstruktiven Misstrauensvotum zum sechsten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden war, erwuchs Helmut Kohl zu einem international hoch geachteten Staatsmann.

Die Einigung der europäischen Staaten, die zuvor erheblich ins Stocken geraten war, wurde entscheidend von ihm belebt.  Und als sich 1989 überraschend die Chance für die Wiedervereinigung der nach dem 2. Weltkrieg getrennten beiden deutschen Staaten eröffnete, führte er so geschickt Regie, dass diese zügig, friedlich und ohne außenpolitische Schäden vollzogen werden konnte. Er sicherte sich die Unterstützung der USA (Bush sen.) und der sowjetischen Regierung (Gorbatschow) und überzeugte die eher skeptischen Nachbarländer davon, dass das wiedervereinigte Deutschland ein fundamentales Interesse an einer engen Einbindung in ein erweitertes Vereintes Europa hätte.  So nutzte der überzeugte Europäer Kohl die deutsche Vereinigung dazu, gleichzeitig auch die europäische Integration voranzubringen. Diese manifestierte sich für ihn wesentlich auch in der Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung, dem Euro.

Helmut Kohl und Vladimir Putin, 15. Juni 2000
Helmut Kohl und Vladimir Putin, 15. Juni 2000

Seine beiden größten politischen Erfolge waren nur möglich, weil es ihm gelungen war, sowohl  im Inneren wie im Äußeren persönliche Freundschaften zu schließen und zu pflegen, auf die er sich in entscheidenden Momenten verlassen konnte. Der Erfolg von Kohls Wiedervereinigungspolitik nötigte  sogar seinem größten publizistischen Gegner, dem „Spiegel"-Herausgeber Rudolf Augstein, einen Glückwunsch ab.

Neben viel Kritik und Häme,  vorrangig im eigenen Land, hat Kohl auch hohe Anerkennung und Ehrungen erfahren. So verliehen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union ihm 1998 den Titel „Ehrenbürger Europas". Wegen seiner Verdienste um die deutsch-polnische Zusammenarbeit wurde er mit dem höchsten polnischen Orden, dem Orden des Weißen Adlers ausgezeichnet.  Für seine Verdienste um die Deutsche Einheit erhielt er 2009 den „Millenniums-Bambi", einen angesehenen Medien-Preis. In der Laudatio der Preis-Jury hieß es: „Helmut Kohl machte Deutschland das größte Geschenk der Nachkriegszeit - die deutsche Einheit". Diese Einheit und der Euro werden eng mit seinem Namen verbunden bleiben.

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Oben rechts: Bundesarchiv, B 145 Bild-F082416-0014 / Schaack, Lothar / CC-BY-SA
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