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Die verlassene Schule bei Tschernobyl - Lost Place

Nic

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Nuklearkatastrophen. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der Atom-Bombe von Hiroshima 1945. Erst drei Tage später wurde die 3 km entfernte Stadt Prypjat evakuiert und alle Bürger mussten ab 14 Uhr "vorübergehend" ihren Wohnort verlassen. Seither ist die Mittelschule der Stadt verwaist.

30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Doch genau die machen den Ort sehenswert. Der Großteil der Mittelschule ist in einem unberührten Verfallszustand. Die Wände verlieren ihre Farbe, die alten Schulbücher erinnern an den einstigen Schulalltag. Das Heft zeigt Klassenräumen, Flure, die Turnhalle und die große Schulaula.

Das Heft bietet in der Mitte ein doppelseitiges Poster.

ISBN: 978-3-86397-121-2

Preis: 3,00 €

Die ersten Krupps

Die ersten Krupps

Uta Plisch

Zur Herkunft der großen Industriellendynastie

Exkurs in die niederländische Geschichte: Zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren die Niederlande ein blühendes, wirtschaftlich gesundes Land, das jedem Religionsfreiheit versprach, der sich dort niederließ. Dies führte dazu, dass die politisch und religiös Verfolgten in großer Anzahl ins Land strömten, darunter auch viele Künstler und Intellektuelle. Im Norden des Landes etablierte sich der Calvinismus als vorherrschende Religion.

Karl der V. (1500-1558), römischer Kaiser, König von Spanien und Herr über die Niederlande und sein Sohn Philip II. waren hingegen fanatische Katholiken und drückten dem Volk den Katholizismus mit Gewalt auf. Protestanten galten nun als Ketzer, und auf die Reformation folgte die Gegenreformation mit der Einkehr der spanischen Inquisition in die Niederlande. 1566 kam es zum berühmten Bildersturm, als Calvinisten in den Kirchen Bilder, Bücher und Kunstwerke zerstörten. Mit dem Herzog von Alba kam ein Jahr später die blutige Vergeltung, tausende Calvinisten wurden hingerichtet. Es folgte der Achtzigjährige Krieg gegen Spanien. Dies war der Stoff, aus dem Goethe später sein Drama „Egmont" schuf.

Denkmal.An der Walkmühle
Denkmal.An der Walkmühle

Vor diesem Hintergrund wanderten viele Niederländer aus, zum Teil vom Norden der Niederlande in den Süden, der sich abgespalten hatte, zum Teil in die europäische Nachbarschaft. Ab 1550 emigrierten Familienangehörige mit dem Namen Krupp nach Essen. Arnold Krupp, dessen niederländischer Name Arndt Kruipe lautet, wird 1587 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, als er in die Essener Kaufmannsgilde aufgenommen wird. Er handelte mit Wein, Lebensmitteln und Eisenwaren und legte das Fundament für den Wohlstand der kommenden Generationen durch Fleiß und kluge Investitionen, z.B. durch den Erwerb von Grundstücken. Er starb 1624. Sein Sohn Anton (1588-1661) betrieb später einen gewinnbringenden Handel mit Gewehren. Essen galt zu der Zeit als Stadt der Büchsenmacher.

Eisen und Waffen - zwei Handelsgüter, mit denen später untrennbar der Name Krupp verschmelzen sollte.

Im 17. Jahrhundert engagierten sich die Krupps als Ratsmitglieder und übernahmen wichtige städtische Ämter. Zum Beispiel stellten sie über einen Zeitraum von 112 Jahren drei Generationen lang die Staatssekretäre in Essen. Zu erwähnen wäre hier Arnold Krupp (~1662-1734), promovierter Jurist, der mehr als 30 Jahre Bürgermeister von Essen war.

Sein Sohn Friedrich Jodocus (1706-1757) gründete ein Kolonialwarengeschäft, das seine zweite Frau Helene Amalie (1732-1810) nach seinem Tod weiterführte. Sie hatte ein Händchen fürs Geschäftliche und beschränkte sich nicht auf das Umland, nein, ihre Waren kamen sogar aus London, Hamburg und Bremen. Bemerkenswert war die Tatsache, dass sie nicht nur als Kauffrau tätig war, sondern zur Produktion überging. So errichtete sie eine Schnupftabakfabrik und beteiligte sich an Steinkohlenzechen. So gehörte ihr einige Zeit die Hütte „Gute Hoffnung" in Sterkrade. Sie war also die erste Krupp, die sich weitblickend als Industrielle betätigte. Ihren einzigen Sohn Peter Friedrich Wilhelm überlebte sie.

Grabmal von Friedrich Krupp und seiner Frau Therese
Grabmal von Friedrich Krupp und seiner Frau Therese

Für ihren Enkel Friedrich (1787-1826) stellte die Gute Hoffnungshütte ein Sprungbrett in das industrielle Zeitalter dar, da er dadurch einen Grundstock für den weiteren Ausbau des Unternehmens erhielt. Mit 18 Jahren fing er an, auf der Gutehoffnungshütte zu arbeiten. 1810 beerbte er seine Großmutter. Er war im Stadtrat und diente seiner Stadt. Beruflich trennte er sich vom Kaufmannsgeschäft und setzte auf die Zukunft der Metallindustrie. 1811 gründete er mit Teilhabern eine Gussstahlfabrik in Essen. Er wollte einen besonders reinen Stahl herstellen, wie er ähnlich 1740 in England von Benjamin Huntsman erfunden worden war, hart und widerstandsfähig sollte er sein. Durch die napoleonische Kontinentalsperre konnte dieser Stahl nicht mehr aus England importiert werden.

Ab 1816 führte Krupp die Fabrik in eigener Regie. Er hatte jedoch mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, der Absatz des Stahls stagnierte, das Geld reichte nicht für weitere Investitionen, Krupp wurde krank. So war das Familienvermögen bald aufgebraucht. Das Stadthaus der Familie musste 1824 verkauft werden. Er zog mit seiner Familie in das Häuschen des Betriebsleiters auf dem Gelände der Fabrik. Die Essener Kaufmannschaft schloss ihn aus ihren Reihen aus. Zwei Jahre späauml;ter starb er, er wurde nur 39 Jahre alt.

Seine Frau Therese und die vier Kinder erbten eine Menge Schulden und einen Kleinbetrieb mit 5 Beschäftigten. Friedrich hatte es allerdings vor seinem Tod noch geschafft, ein neues Produktionsverfahren bei der Stahlherstellung zu entwickeln. Durch die Herstellung von Feilen, Münzstempel, Walzen, Werkzeugen und Gussstahlstangen erholte sich die Krupp'sche Gussstahlfabrik wieder.

 

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Bildnachweise:
- Vorschaubild: Friedrich Krupp (1987-1826), zeitgenössischer Scherenschnitt, Datum ca. 1800 bis 1826. Quelle: Bildausstellung des Historischen Archivs Krupp, Villa Hügel, Essen. Quelle: www.rheinische-geschichte.lvr.de
- Denkmal.An der Walkmühle erbaute Friedrich Krupp seinen ersten Reckhammer (Hammerwerk). Quelle: Wikimdia Commons (gemeinfrei)
- - Grabmal von Friedrich Krupp und Therese geb. Wilhelmi auf dem Friedhof Bredeney in Essen. Urheber Wiki05 (Mai 2009), gemeinfrei. Quelle:
Wikimedia Commons

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