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Frank Meyer

Es war mir ehrlich gesagt völlig egal

 „Ich ging zur Beerdigung. Denn immerhin war ich es ja, der ihn erschlagen hatte.“

Sie schlagen sich so durch — die Jungs in Frank Meyers Geschichten. Dabei lassen sie sich von weiblichen Hosenanzügen beirren, stellen ihre grenzenlose Coolness beim Moped-Trinken unter Beweis und sorgen dafür, dass der Großvater fast die Sportschau verpasst.

Mignon

Mignon

Johann Wolfgang von Goethe

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn

„Kennst du das Land ..." gehört zu den bekanntesten Gedichten Goethes. Es drückt die Sehnsucht aus, die viele Deutsche, vor allem auch Goethe selbst, gegenüber Italien empfinden bzw. empfunden haben. Diese Sehnsucht ist auf Sonne, Südfrüchte, die mediterrane Pflanzenwelt, auf leuchtend weiße Bauwerke, Marmor, Klassik und eine heitere Kultur und Lebensweise gerichtet. Goethe lässt die Verse seine Romanfigur Mignon sprechen. Sie ist ein junges Mädchen, die zu einer Gruppe von Schauspielern, Tänzern und Gauklern gehört, die in beiden Romanen um Wilhelm Meister eine Rolle spielt. Mignons Herkunft bleibt zunächst ungeklärt, später stellt sich heraus, dass sie aus einer - unbewusst - inzestuösen Beziehung stammt.

Das französische Wort Mignon bedeutet: der Kleine, Herzige, Geliebte. Die weibliche Form wäre Mignonne. Goethe hat wohl bewusst die männliche Form gewählt. Seine Mignon hat ein knabenhaftes Aussehen. Der große Goethe-Biograf Richard Friedenthal schrieb dazu: „Mignon, bald er, bald sie genannt, ein Zwitterwesen. Mignon bedeutet im Sprachgebrauch der Zeit einen homosexuellen Liebling oder auch eine Mätresse, ein Schoßkind oder einfach etwas Allerliebstes. Von allem ist etwas in dieser Gestalt, und noch mehr." (Richard Friedenthal, Goethe, sein Leben und seine Zeit. Piper Verlag, München 1963)

Goethe hat hier wohl bewusst eine Vielgestalt geschaffen. Manchmal hat er die Namen seiner Helden und Heldinnen auch allein nach dem passenden Klang ausgewählt (vgl. Der Türmer). Er war, wie mein Deutschlehrer, Professor Bürke, sagte, „ein großer Liebender" und nicht unbedingt festgelegt. Sein Wilhelm Meister nimmt sich der Kindfrau an und sie verliebt sich in ihn. In dem Gedicht spricht sie ihn in drei Rollen an, als Geliebter, Beschützer und Vater. Goethe lässt offen, ob es zwischen den beiden zu einer sexuellen Beziehung gekommen ist. Für das Gedicht kommt es auch darauf gar nicht an. Es geht um die Sehnsucht eines jungen Menschen nach einem fernen Land, in das er mit der Person reisen will, die ihm am meisten bedeutet.

Florian Russi

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
Kennst du es wohl?
Dahin, dahin
Möcht' ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.

Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man dir, du armes Kind, getan?
Kennst du es wohl?
Dahin, dahin
Möcht ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn.

Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg.
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut.
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut.
Kennst du ihn wohl?
Dahin, dahin
Geht unser Weg.
O Vater, lass uns ziehn!

 

*****

- Vorschaubild: Johann Heinrich Wilhelm Tischbein: Goethe in der römischen Campagna. Ölgemälde von 1787. Heutiger Standort: Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie in Frankfurt a.M. (bearb.)
- Zitronenbaum mit reifen Früchten auf der liparischen Insel Stromboli im April 2013. Fotograf: Rosa-Maria Rinkl, CC-BY-SA 4.0, via wikimedia commons.
- Friedrich Wilhelm von Schadow: Mignon. (Ölgemälde von 1828, Heutiger Standort: Museum der bildenden Künste, Leipzig).

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