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Wir machen Theater

kurze Theaterstücke für integrative Kindergruppen

Christina Lange und Florian Russi

Die in diesem Band vorgelegten fünf Theaterstücke wurden für integrative Theatergruppen geschrieben und ausgesucht. Die beiden Autoren Christina Lange und Florian Russi haben ihre Stücke für eine Aufführung mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen eigens konzipiert.

Gotthold Ephraim Lessing

Gotthold Ephraim Lessing

Ulrike Unger

„[...] Es ist nie mein Wille gewesen, an einem Orte, wie Wolfenbüttel, von allem Umgange, wie ich ihn brauche, entfernt, Zeit meines Lebens Bücher zu hüten. Morgen thue ich das schon vier Jahre; und da ich es nur allzu sehr empfinde, wie viel trockner und stumpfer ich an Geist und Sinnen diese vier Jahre, trotz aller meiner sonst erweiterten historischen Kenntniß, geworden bin: so möchte ich es um alles in der Welt willen nicht noch vier Jahre thun. [...]"

(aus einem Brief an den Bruder Karl Lessing, 30. April 1774)

Die Aufklärung in der Literatur ist untrennbar mit dem Namen Gotthold Ephraim Lessing verbunden. Der am 22. Januar 1729 in einem Pfarrhaus in Kamenz in der sächsischen Oberlausitz geborene Dichter trieb mit seinen Tragödien und Lustspielen die grundlegenden Prinzipien eines freiheitlichen und humanistischen Menschenbildes voran. Er trug mit Stücken wie „Miss Sara Sampson", „Emilia Galotti", „Minna von Barnhelm" und nicht zuletzt „Nathan der Weise" entscheidend zur Entwicklung des Theaters mit bürgerlicher Figurenprägung bei.
Lessing besuchte nach der örtlichen Lateinschule zunächst die angesehene Fürstenschule St. Afra in Meißen. Schnell wurde dort sein Talent erkannt. Schon nach fünf Jahren durfte er die Einrichtung vorzeitig verlassen. In einem Schreiben teilte der Rektor Lessings Vater mit: „Er ist ein Pferd, das doppeltes Futter haben muß. Die Lectiones, die andern zu schwer werden, sind ihm kinderleicht. Wir können ihn fast nicht mehr brauchen."
Ein Stipendium seiner Heimatstadt ermöglichte Lessing das anschließende Studium. Er begann nun Theologie-Vorlesungen in Leipzig beizuwohnen, an der über die Grenzen der Stadt hinaus berühmten Universität, die aufgrund des Renommees ihrer Universalgelehrten Bekanntheit erlangt hatte. Nicht zuletzt deshalb war Leipzig damals Mittelpunkt des kulturellen und geistigen Lebens des Kurfürstentums. Hier verkehrte der junge Student mit der Theatertruppe Caroline Neubers, die alsbald sein erstes Lustspiel „Der junge Gelehrte" zur Aufführung brachte. Den Eltern missfiel Lessings Umgang mit den Komödianten und sie beorderten ihn deshalb für ein halbes Jahr nach Hause zurück. Lessings große Sympathien für die Schauspieler bescherten ihm einige finanzielle Nöte. Er hatte Bürgschaften für einen Teil der Darsteller übernommen. Als diese aufgrund der Auflösung der Gruppe flüchteten, musste Lessing ihre Schulden zahlen.
Lessing und Johann Caspar Lavater zu Gast bei Moses Mendelssohn
Lessing und Johann Caspar Lavater zu Gast bei Moses Mendelssohn
1748 wechselte er zum Medizinstudium und hielt sich für weitere Studien in Wittenberg auf. Ende desselben Jahres ging er völlig mittellos nach Berlin. Ein Freund, der Naturwissenschaftler Christlob Mylius, half ihm und vermittelte ihm Kontakte in die Gelehrtenszene. Lessing verdiente sich nun mit Rezensionen für die Berlinerische Privilegierte Zeitung (nach 1751 als Vossische Zeitung bekannt geworden) und Übersetzungen seinen Unterhalt. Er lebte das Leben eines ungebundenen Künstlers. Den produktiven geistigen Austausch, die freundschaftlichen Streitgespräche mit dem hochgeachteten Philosophen Moses Mendelssohn und dem Literaturkritiker Friedrich Nicolai in Berlin sollte Lessing später als Bibliothekar in Wolfenbüttel schmerzlich vermissen. 
 
Die Existenz des Dichters war ständig von Geldmangel und Unrast geprägt. Sein Wissensdrang ließ ihn selten richtig zur Ruhe kommen. 1760 nahm er einen Posten als Sekretär bei Generalleutnant Tauentzien in Breslau an, obwohl ihm Adelsdienste immer widerstrebt hatten. Doch er brauchte dringend Geld. In dieser Zeit entstanden das Lustspiel „Minna von Barnhelm" und die ästhetische Abhandlung „Laokoon".
 
1767 reiste Lessing nach Hamburg. Er bekam den verheißungsvollen Auftrag gemeinsam mit dem seinerzeit großen Schauspieler Conrad Ekhof und Johann Friedrich Löwen am Aufbau und der Gestaltung eines privat finanzierten „Hamburger Nationaltheaters" mitzuarbeiten. Das Projekt musste unter anderem wegen mangelnden Publikumsinteresses schon nach zwei Jahren aufgegeben werden. Dabei steckte hinter diesem die spannende Idee einer Reform der Bühnenkunst. Mit dem Theaterkritiker Johann Christoph Gottsched hatte sich bisher eine Bevorzugung der französischen Tradition entwickelt. Für die Stücke des anglikanischen Raumes, für die Lessing mit Berufung auf die hohe Kunst Shakespeares eintrat, hatte man wenig Sinn. In Lessings theoretischer Abhandlung, der „Hamburger Dramaturgie", beschrieb er einen neuen Leitfaden für das zeitgenössische Theater. Lessings Dramentheorie überwand schließlich die des Altmeisters Gottsched. Lessings an Aristoteles angelehntes Motto von Mitleid und Furcht setzte Standards. Mit diesem in der Literaturwissenschaft als Katharsis bekannten Effekt, sollten die Zuschauer durch das Mitleiden mit der Rolle des Darstellers zu einer moralischen Handlungsweise erzogen werden. 
Lessing erhielt nach dem Zusammenbruch des Nationaltheaterprojekts das Angebot, als Bibliothekar in der herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel eine Anstellung in Anspruch zu nehmen. Er schlug die Möglichkeit zu einem sicheren Broterwerb nicht aus und zog nach Wolfenbüttel, obwohl er sich dort oft sehr einsam und unterfordert fühlte. Zwar war der Bestand der Bibliothek ansehnlich und bot viel Platz für eigene Forschungen, doch beklagte er bald in Briefen an Freunde und Verwandte die Monotonie des Ortes und der Tätigkeit. Er wollte fort, das Freiheits- und Selbstbestimmungsideal des aufstrebenden Bürgertums auch für sich selber verwirklichen. 
 
Braunschweig sollte Lessings letzte Station werden. Nachdem seine Frau (er hatte Eva König schon in Hamburg ennengelernt und 1776 geheiratet) und sein einziger Sohn kurz nacheinander starben, wirkte sich dies längerfristig auf seinen seelischen und körperlichen Zustand aus. Er verlor stetig an Lebenswillen und verstarb am 15. Februar 1781.

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Bildquellen: 

Vorschaubild, Lessing von Anton Graff 1771, gemeinfrei

Lessing und Johann Caspar Lavater zu Gast bei Moses Mendelssohn, gemeinfrei

Quellen:

• http://bildungsserver.hamburg.de/gotthold-ephraim-lessing/
• http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/PDF/db/wiss/lessing/grimm_wolfenbuettel.pdf
• http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/PDF/db/wiss/lessing/birus_weltliteratur.pdf

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