Wälder spielen in Deutschland eine sehr wichtige Rolle. Sie dienen als Wander- und Erholungsgebiete und sind ein Teil der deutschen Seele. Vor allem zur Zeit der Romantik wurde der Wald zum zentralen Ort des deutschen Gemüts erhoben. Viele Sagen und Märchen handeln im Wald. Die Gebrüder Grimm beschrieben ihn als Ort, an dem Kulte und Überlieferungen entstanden und festgehalten worden sind.
In unzähligen Liedern und Gedichten wurde ihm gehuldigt. Die deutsche Jugend- und Wandervogelbewegung zog „singend durch Wald und Feld".
Tatsächlich ist der Wald ein bedeutender gesellschaftlicher und
wirtschaftlicher Faktor. Insgesamt 109.000 km², des deutschen
Staatsgebietes sind bewaldet. Das entspricht 30% der Gesamtfläche (54%
des Bodens wird landwirtschaftlich genutzt, 16% sind besiedelt bzw.
Industriegebiet).
Den höchsten Waldanteil haben die Bundesländer Hessen (42% der Landesfläche) und Rheinland-Pfalz (42%), den niedrigsten die Stadtstaaten Hamburg (5%) und Bremen (3%). 56% der Wälder sind Laub- und Mischwälder. 52% befinden sich im öffentlichen, 48% in privatem Besitz. Die Zahl der Privateigentümer beträgt 1,3 Millionen. Das größte zusammenhängende Waldgebiet in Deutschland ist mit 1771 km² der Pfälzer-Wald. Beliebte Touristik und Wandergebiete sind unter anderem der Thüringer-, der bayrische-, der Oden-, der Frankenwald und der Schwarzwald, Fichtelgebirge, Taunus und Harz. Die Wälder tragen sehr wesentlich zur Gesundheit der Landesbewohner bei. Sie binden Stickstoff und produzieren Sauerstoff. Statistiker haben ausgerechnet, dass die Deutschen durchschnittlich insgesamt etwa 1,5 Milliarden Waldbesuche im Jahr machen.
Im frühen Mittelalter war man sehr sorglos mit dem Wald umgegangen. Viel
Holz wurde benötigt für die Errichtung von Gebäuden für den Schiffsbau
und zum Heizen. Dadurch wurde der Baumbestand in Deutschland erheblich
dezimiert. Viele Wälder wären gänzlich verschwunden, wenn nicht einige
Verantwortliche die Gefahr erkannt und ihr entgegen gewirkt hätten. Als
erstes deutsches Fürstentum erließ im Jahr 1442 das Bistum Speyer eine
Ordnung zum Schutz und Erhalt der Wälder. Andere Herrschaften folgten
diesem Beispiel und so ist Deutschland heute eines der waldreichsten
Gebiete in Europa.
Der deutsche Wald ist sehr wildreich. Die Jagd bildet einen wichtigen Freizeit- und Wirtschaftsfaktor. In der Jagdsaison 2010/11 wurden in Deutschland fast 68.000 „Stück" Rotwild, 63.266 Dam-, 585.244 Schwarz- und 1.138.593 Rehwild erlegt. Durchschnittlich wird in den deutschen Wäldern in jedem Jahr eine Menge von über 40 Millionen m³ nachhaltig nutzbares Holz gefällt.
Der Wald ist ein lebender Organismus, der Entwicklungen, Gefährdungen und Krankheiten unterworfen ist. Auch in den vergangenen Jahrhunderten gab es Zeiten, in denen bestimmte Baumarten oder ganze Waldgebiete erkrankten und auch starben. Die Hege und Pflege der Wälder war und ist daher ein gesellschaftspolitisches Anliegen. Das große Ulmensterben der Jahre 1970 - 1990 wurde durch Ulmensplintkäfer und Schlauchpilze verursacht. Gelegentlich müssen die Menschen der Natur mit Ihren chemisch-pharmazeutischen Kenntnissen zu Hilfe gehen. In jedem Fall wünschen wir uns, dass wir noch lange singen oder sagen können: „o schöner, grüner Wald".
Bildquellen:
- Vorschaubild und Fotos im Text: Florian Russi
- Grafik "Waldfäche in den Bundesländern": Saarbrücker Zeitung vom 07.12.2018
- Plan des Biosphärenreservats Pfälzerwald/Vosges du Nord: Ausschnittsvergrößerung von Pfw vdn.jpg aus der deutschen Wikipedia, erstellt von RalfZi,
Plan erstellt 08/2003 von Benutzer:Sansculotte, Lizenz CC-by SA 3.0.
- Galerie-Fotos: Anna Hein (14) und Florian Russi (1)