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Der Bettnässer

Russi thematisiert in seinem neuen, einfühlsamen Roman die gesellschaftlichen und psychischen Probleme eines Jungen, dessen Leben von Unsicherheit und Angst geprägt ist.

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Positionen der AFD

Positionen der AFD

Florian Russi

Ein Herr Krah und die Politik

Die AFD hat einen Mann namens Maximilian Krah als Spitzenkandidat für die Europawahl 2024 aufgestellt. Der hat der „Welt am Sonntag“ vom 16. März 2024 ein Interview gegeben, das ihn und seine Partei entlarvt. Auf die 17 Fragen, die ihm gestellt wurden, hat er immer ausweichend geantwortet. Das entspricht der Strategie der AFD, sich nach außen nie so deutlich zu artikulieren, dass ihre verfassungsfeindlichen Tendenzen juristisch greifbar werden. Das wenige, was Krah geäußert hat, reicht aber schon aus, um noch den Kopf zu schütteln.

Auf die Fragen, wieso er geschrieben habe, „dass es richtig sei, wenn die konkrete Ausformung der Menschenrechte nicht global einheitlich, sondern je nach Kulturkreis verschieden erfolgt“ und „Wieso lehnen Sie die Universalität der Menschenrechte ab?“, antwortete er:

„Tue ich nicht. Aber die Auslegung können sie nicht allein in New York oder Brüssel vornehmen…“

Er erklärt, dass der Westen nicht entscheiden könne, wie im Islam, im Iran oder anderswo die Menschrechte ausgelegt würden. Alles eine Auslegungsfrage also. Dass im Iran eine Frau zu Tode gequält wurde, weil ihr Kopftuch nicht richtig saß, dass in der Ukraine durch eine „Spezialoperation“ tausende Menschen unschuldig getötet, gefoltert und vergewaltigt werden, dass in Myanmar ein ganzes Volk vertrieben wird, weil es dem Islam anhängt und dass in Alabama damit experimentiert wurde, einen 28 Jahre zuvor verurteilten Mann mit einer neuen Erstickungsmethode 29 Minuten lang zu Tode zu quälen. – Auslegungssache. Auch Heinrich Himmler hat in seiner berüchtigten Posener Rede die Ermordung von Millionen Juden als leider nicht zu umgehende rassisch-historische Notwendigkeit ausgelegt.

Ich wusste bisher nicht, in wie vielen Varietäten sich Menschenrechte verwirklichen lassen. Bei nächster Gelegenheit sollte man dem Herrn mal gegen das Schienbein treten und es als Akt der Verständigung auslegen.

Haben Buddha, Konfuzius, Sokrates, Jesus, Kant, Camus, Popper und die großen Humanisten umsonst gelehrt und gewirkt? Gibt es kein übereinstimmendes Verständnis von Menschlichkeit, Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit oder Menschenwürde? Oder liegt es nur daran, dass ein ungeschickter Möchtegernpolitiker aus der deutschen Provinz nichts davon gelesen oder verstanden hat?

Das liegt nahe, wenn man auf seine anderen Antworten schaut. Dass er den Nationalsozialismus nicht gutheiße, begründet der 47-jährige damit, dass er in Dresden aufgewachsen sei. Das könnte man wunderbar als Entschuldigungsgrund fortentwickeln: Ich habe nichts damit zu tun, ich stamme aus Dresden, Altötting, Bliesransbach oder Schilda…

Als Beispiele für kulturelle Identität der Deutschen nennt er Goethe und Schiller. Die beiden Namen scheint er schon einmal gehört zu haben. Gelesen oder gar verstanden hat er sie offenbar nicht. Von Goethe stammen die Sätze: „Humanität sei unser ewig Ziel“ sowie „Ein Volk, das seine Fremden nicht ehrt, ist dem Untergang geweiht.“ Zum Ukrainekrieg sagt er, dass dieser beendet werden müsse. Er hätte gar nicht erst begonnen werden dürfen. Dieser Krieg ist ein Schwerstverbrechen und keine Auslegungssache. Die AFD aber schleimt sich bei dem ein, der als Einziger diesen Krieg zu verantworten hat und ihn jederzeit beenden könnte.

Ich schäme mich, dass solch eine Figur Deutschland im Europäischen Parlament vertreten soll. Als jemand, der weit vernetzt ist, erlebe ich, dass die AFD dem deutschen Ansehen und auch der deutschen Wirtschaft international in hohem Grad schadet.  – Diesmal keine Auslegungssache.

 

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Vorschaubild: illustrations/stacheldraht-menschenrechte-2096002/, Urheber: kalhh auf Pixabay.

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