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Gefangen im Netz der Dunkelmänner

Berndt Seite, Annemarie Seite und Sibylle Seite

Berndt Seite und seine Familie möchten sich die »Stasi« von der Seele schreiben, um nicht ein Leben lang mit der DDR-Diktatur konfrontiert zu bleiben. Der Text soll einen Beitrag zur Aufarbeitung der SED-Diktatur leisten. 

Die Hanse

Die Hanse

Dörte Suhling

Eine Frühform der Globalisierung

Städte wie Hamburg, Lübeck, Bremen, Danzig und Rostock, aber auch Köln, Braunschweig oder Osnabrück verdanken ihr Reichtum und Wohlstand, ihre Seeflotte eroberte die Weltmeere, ihr Handelsnetz reichte von Island im Norden bis nach Venedig im Süden, vom Brügge im Westen bis nach Russland im Osten: die Hanse, eine Handelsmacht im Mittelalter mit großem politischen und kulturellen Einfluss.

Was ist eigentlich „die Hanse“?

Der Begriff „Hanse“ stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet eigentlich so viel wie „Gefolge, Schar oder auch Gruppe, die fest zusammenhält“. Erst Mitte des 12. Jahrhunderts entwickelte sich die Bezeichnung „Hanse“ zum Namen einer Vereinigung von nord- bzw. niederdeutschen Kaufleuten, die gemeinschaftlich ihre Wirtschaftsinteressen durchsetzen, dabei die Handelsbeziehungen zueinander vertiefen und die Handelswege auf See sicherer machen wollten. Die Hanse bestand über 500 Jahre bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, ohne jemals offiziell aufgelöst zu werden. Die im 9. Jahrhundert als Missionsstation gegründete Stadt Hamburg gehört zu den ältesten Mitgliedern der Hanse.

Wie die Hanse entstand

Friedrich II. mit seinem Falken
Friedrich II. mit seinem Falken

Ein genaues Gründungsdatum für die Hanse ist nicht bekannt. Vielmehr entstand der Verband als lose Vereinigung zwischen verschiedenen norddeutschen Städten. Ein einschneidendes Ereignis in der Frühgeschichte der Hanse war allerdings die Gründung der Stadt Lübeck. Die Geschichte der Stadt ist untrennbar mit der Geschichte der Hanse verbunden.

Die Lage der Stadt Lübeck in unmittelbarer Nähe zur Ostsee und wenig entfernt von der Nordsee war nahezu ideal für eine Hansestadt. Die im Stadtsiegel verewigte Brüderschaft zweier Kaufleute, die sich gegenseitig Beistand zum Schutz der Waren und des Lebens schwören, besiegelt die Ideale der Hanse.

Lübeck – die Königin der Hanse

Die im 12. Jahrhundert gegründete Stadt Lübeck erhielt von Kaiser Friedrich II. (1194–1250) den Status einer freien Reichsstadt. Das bedeutete, dass die Stadt niemanden anders als dem Kaiser unterstellt war. Die Stadt im Zentrum der damals wichtigsten Handelsroute im Norden zwischen Nowgorod, Reval, Hamburg und London.

In den Salzspeichern von Lübeck lagerte das „weiße Gold“. Das Salz wurde vor allem für die Konservierung von Fischen gebraucht. Vor Lübeck wurde jedes Jahr große Mengen Hering gefangen. Aufgrund der strengen kirchlichen Fastenregeln gehörte Hering und anderer Fisch damals zu den Hauptnahrungsmitteln, der in Lübeck eingesalzen, verpackt und nach ganz Europa verkauft und verschifft wurde.

Lübeck im Jahr 1641
Lübeck im Jahr 1641

Neben dem Fischhandel entwickelte sich die Stadt Lübeck zu einem zentralen Handelsdrehkreuz für Nahrungsmittel, Rohstoffe, Luxusartikel und vieles mehr. In Spitzenzeiten wurden im Lübecker Hafen pro Tag mehr als 3 000 Schiffe be- und entladen. Dies wurde aber nur möglich, weil sich die Kaufleute zusammentaten und in Gemeinschaften zur See fuhren, was den internationalen Seehandel halbwegs sicher machte. Der Freihandel, sprich der direkte Handel ohne Zwischenhändler, wurde zum Erfolgsrezept. Die Kaufleute in Lübeck wurden sehr reich und stolz. In der Bevölkerung wurden sie als „Pfeffersäcke“ bezeichnet, weil der meiste Reichtum aus dem Handel mit Gewürzen aus Übersee stammte.

Die Kogge – das Schiff der Hanse unter rot-weißer Flagge

Hansekogge von 1380
Hansekogge von 1380

Die Vormachtstellung der Hanse auf den Weltmeeren verdankt der Verbund auch einem neuartigen Schiffstyp, mit dem zum einen mit größerem Frachtraum die stetig steigenden Warenströme bedient, zum anderen aber durch weniger Holzverbrauch und schnellere Bauzeit der immer größeren Holzknappheit begegnet werden konnte: die Kogge, die zum Symbol der Hanse wurde. Das durchschnittlich 30 Meter lange und sieben Meter breite Schiff mit einem Tiefgang von bis zu drei Metern und einem Laderaum von bis zu 200 Tonnen war etwa zehnmal größere als bisherige Handelsschiffe.

Diese Ozeanriesen des Mittelalters, die wie geschaffen für den Seeverkehr auf Nord- und Ostsee waren, segelten unter rot-weißer Flagge, den Farben der Hanse, die sich auch heute noch in den Stadtwappen vieler Hansestädte wiederfindet.

Über Kontore weltweit verbunden

Den Kern der Hanse bildeten 72 Städte, die durch weitere 130 locker assoziierte Städte ergänzt wurden. Ein einzigartiges Handelsnetz mit großen Vorteilen für alle entstand. Dieser übergreifende Verbund bot den Städten Sicherheit im Handel, aber vor allem versprach er Wachstum und Reichtum.

Die Vormachtstellung der Hanse war nicht überall gern gesehen. So versuchte z. B. der dänische König Waldemar IV. (1321–1375), die Rechte der Hanse mittels kriegerischer Auseinandersetzungen zu beschränken. Die Hanse verbündete sich daraufhin mit Norwegen und Schweden und konnte ihre Herrschaft weiter ausbauen.

Mit Visby auf Gotland (Schweden), Nowgorod, Bergen, Brügge und London besaß die Hanse mehrere Kontore sowie von Skandinavien über Russland bis nach England 40 kleinere Niederlassungen, die den Hansekaufleuten als Anlaufstellen und sichere Unterkunft im Ausland dienten.

Beschluss- und Leitungsgremium der Hanse war der Hansetag, der gewöhnlich auf Einladung Lübecks tagte. Am letzten Hansetag 1669 nahmen allerdings nur noch neun Hansestädte teil. Heute finden die „Hansetage der Neuzeit“ wieder jährlich in einer der ehemaligen Hansestädte zu Ehren der Idee und der Ideale des Hanseverbundes statt.

Der Niedergang der Hanse

Mit der Entdeckung Amerikas und eines Seewegs nach Indien verlor die Hanse im 16. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung und Einfluss. Immer mehr Städte trieben eigenständig Handel. Daneben zeigte sich, dass kombinierte Geld- und Handelsgeschäfte, wie sie z. B. die Familie Fugger vorlebte, wesentlich einträglicher als reiner Handel waren. Heute erinnern die verbliebenen Hansestädte an die Idee der Hanse, über Grenzen hinweg nach gemeinsamen Regeln zu handeln, einen der Grundgedanken der heutigen Europäischen Union.

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Bildquellen:

Ausschnitt aus dem Hamburger Stadtrecht von 1497, Aspekt Seerecht (Ausschnitt), Von Sebastian Sonntag, Orginalkünster vermutlich Absolon Stumme: http://de.wikipedia.org/wiki/Absolon_Stumme - Own Photo, Ausstellungsstück im Museum für Hamburgische Geschichte: http://www.hamburgmuseum.de/, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27...

Friedrich II. mit seinem Falken, gemeinfrei

Lübeck im Jahr 1641, gemeinfrei

Hansekogge von 1380 im DSM, Bremerhaven CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21...


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