Besondere Bedeutung hatten dabei eine Münchner Gruppe um den Rechtsanwalt Dr. Josef Müller und eine Gruppe in Unterfranken um den ehemaligen Generalsekretär der Christlichen Gewerkschaften, Adam Stegerwald. Daneben gab es eine Reihe von weiteren lokalen Parteigründungen, die später in der CSU aufgingen.
Ziel der Gründer war die Schaffung einer überkonfessionellen Parteiorganisation auf der Grundlage christlicher Wertvorstellungen. Das Grundsatzprogramm der CSU von 1946 sprach vom „ Bekenntnis zur ewigen Gültigkeit des christlichen Sittengesetzes", vom Streben nach einem .‚Staatsaufbau auf christlicher Grundlage" und davon, daß die Religion „der tragende Pfeiler jeder Kulturordnung" sein müsse.
Durch den frühen Tod von Adam Stegerwald (1945) ging der Einfluss der christlichen Gewerkschafter, die eine Synthese von christlichem und sozialistischem Gedankengut anstrebten, zurück. Erster Vorsitzender der CSU wurde Dr. Josef Müller, der die weitere Entwicklung der Partei maßgeblich beeinflusste und als der eigentliche Gründer der Partei gilt.
Die Entstehung der CSU verlief in vieler Beziehung ähnlich wie die der CDU. Bayrische Traditionen und die Politik der Militärregierung, die zunächst nur regionale Parteigründungen zuließ, führten dazu, daß die CSU als Organisation auf Bayern beschränkt blieb. 1947 wurde zwischen CDU und CSU eine Arbeitsgemeinschaft gegründet und vereinbart, daß die CSU sich nur in Bayern, die CDU nur in den anderen Bundesländern organisieren sollte. Im Deutschen Bundestag bilden CSU und CDU seit 1949 eine Fraktionsgemeinschaft.
Mit nur kurzen Unterbrechungen regiert die CSU seit 1949 in Bayern. Auch in der Bundespolitik war und ist sie auf Grund ihrer zahlenmäßigen Stärke sehr einflussreich.
In Bayern verbinden sich die Namen der von der CSU gestellten Ministerpräsidenten, vor allem Hans Ehard, Hanns Seidel, Alfons Goppel, Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber mit einem wirtschaftlichen Aufstieg zu unerwarteter Größe.
Das frühere Agrarland wurde zum bedeutenden Industrie- und Dienstleistungsstandort und vom Nehmer- zum Geberland in Bundesfinanzausgleich. Die von der CSU geführte Regierung richtete als erste in Europa ein Umweltministerium ein, welches u. a. durchsetzte, dass in Bayern alle Seen für jedermann zugänglich sind und ihre Ufer zu Fuß umrundet werden können. Bei Pisa-Studien und bei den universitären Exzellenz-Erhebungen rangiert Bayern immer auf den vorderen Plätzen.
Die bayrischen Wähler dankten der CSU diese Erfolge, indem sie ihr bei Landtagswahlen Ergebnisse von bis zu 62,1 % bescherten und ihr viele Jahre lang die Alleinregierung ermöglichten. Zu den Gründen für diesen Zuspruch gehört es, dass es gelungen ist, die große Zahl von Vertriebenen, die Bayern nach dem 2. Weltkrieg aufnehmen musste, politisch, wirtschaftlich und sozial zu integrieren und dass es die CSU fertig brachte, einen hohen Identitätsgrad zwischen der Partei und dem Land Bayern herzustellen.
Auch auf den kommunalen Ebenen ist die Partei tief verwurzelt. Bewusst propagiert sie bayrisches Selbstbewusstsein, ein „Mir san Mir" - Gefühl und die Liebe zur Heimat, die durch Traditionspflege und durch die Gründung regionaler Museen noch verstärkt wurde.
Bei den Landtagswahlen von 2008 fiel sie erstmals seit Jahren unter die 50%-Marke, stellt aber in einer Koalition mit der FDP weiterhin den Ministerpräsidenten. Will sie zu neuer Form auflaufen, so ist es für die CSU wichtig, ihren bisherigen Leitkurs fortzusetzen und bayrische Heimatpartei zu bleiben. Dies wird ihr noch leichter fallen, nachdem in einigen konkurrierenden Bundesländern sich rot-grüne Mehrheiten gebildet haben. Diesen gegenüber wird sie sich profilieren können.
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Literatur:
- Rudolf Dadder, Die Parteien in der Europäischen Gemeinschaft, 2. Aufl., Pontes Verlag, Andernach, 1979.
- Joachim Raschke (Hrsg.), Die Politischen Parteien in Westeuropa. Ein Handbuch, Rowohlt-Taschenbuchverlag, Reinbek 1978.
- Richard Stöss (Hrsg.), Parteienhandbuch, Die Parteien der Bundesrepublik Deutshland 1945-1980, Band 2: CSU-DSU, Sonderausgabe, Westdeutscher Verlag, Opladen 1986.
- Frank Decker/Viola Neu (Hrsg.): Handbuch der deutschen Parteien. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007.
Bildnachweise:
- Alfons Goppel: Bundesarchiv, B 145 Bild-F014898-0012, Fotograf: Patzek, Renate, Lizenz: CC-BY-SA
- Franz-Josef Strauss: Fotograf: Robert Ward (DoD photo by), Lizenz: Public Domain, via Wikimedia Commons
- Edmund Stoiber: Wahlkampfveranstaltung in Würzburg 2005, Fotograf: Christian "VisualBeo" Horvat, Lizenz: CC-BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
- Horst Seehofer: Flickr Foto, Fotograf: Lisa Roderer, Lizenz: CC BY-SA 2.0