Ein Papiermüller in dem althergebrachten Sinne ist heute nicht mehr anzutreffen. Heute wird Papier industriell hergestellt. Ein Segen für Mensch und Natur, denn bei der Herstellung des Papiers sind wohl sehr unfeine Gerüche entstanden, auch war die Produktion mit einer sehr lauten Geräuschkulisse verbunden, so dass Papiermühlen im Mittelalter außerhalb der Stadtmauern anzutreffen waren. Die Herstellung erfolgte aus den sogenannten Lumpen, die währned des Produktionsprozesses ausgewaschen wurden. Dadurch kam es zur Verunreinigung großer Wassermengen, die natürlich damals in die Gewässer zurückgeleitet wurden. Nicht selten kam es sogar vor, dass die Papiermüller auf Grund des Umgangs mit den für die Herstellung benötigten Rohstoffen gesundheitliche Schäden davontrugen. Gesundheitsgefährdend ist das nach ihm benannte Spiel allerdings nicht, bringt aber eine Lachgarantie mit sich.
Viele Spiele für Kinder sind schon sehr alt, wie zum Beispiel das Topfschlagen. Aber auch das Mehlschneiden findet sich in „Hundert ausgewählte Volksspiele der Deutschen von 1844. Ebenso auch das nun aufgeführte Spiel namens „Der Papiermüller“. Hierbei geht es um Geschicklichkeit, Körpergefühl und ein Stück weit auch um das richtige Taktgefühl.
Carolin Eberhardt
Die Spieler setzen sich alle um einen Tisch. Jeder legt den Zeigefinger der rechten Hand darauf. Zuvor kann noch gewürfelt werden, wer anfängt. Der erste Spieler beginnt, mit dem Finger gleichmäßig zu klopfen uns sagt zu seinem rechten Nachbarn:
Holla! Frage: Wer ist da? – der andere antwortet: Papiermacher.
Was macht er? – Papier
Wie macht er’s? – So.
Nun fängt auch der zweite Spieler an, mit dem Zeigefinger zu klopfen und stellt wieder seinem rechten nächsten Nachbarn die gleichen Fragen. Der erste Spieler und auch alle anderen, die bereits die Fragen an ihren Nachbarn gestellt haben, dürfen nicht mehr aufhören, mit dem Zeigefinger zu klopfen, bis die Runde um ist. Außerdem darf keiner anfangen zu klopfen, bevor er nicht an der Reihe ist. Der Erste beginnt wieder mit den Fragen. Diesmal klopft er mit beiden Zeigefingern. In der dritten Runde nimmt er einen Zeigefinger, auf der anderen Seite wird gleichzeitig die flache Hand auf den Tisch geschlagen. Die vierte Runde beginnt er dann mit zwei flachen Händen, in der fünften mit einer flachen Hand, auf der anderen Seite wird der Ellenbogen genommen. Dann können für die sechste Runde beide Ellenbogen genutzt werden, in der siebenten Runde beide Füße. Natürlich sind beim Ablauf des Spieles der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die Reihenfolge muss nicht so, wie beschrieben eingehalten werden. Nach vorheriger Absprache kann der erste Spieler auch eine Bewegung vorgeben, die er sich ausgedacht hat. Wichtig ist nur, dass die Bewegung mit einem deutlich hörbaren Geräusch verbunden ist, damit man bemerkt, wenn ein Spieler es nicht richtigmacht. In diesem Fall kann der Spieler ausscheiden oder auch nur inn dieser einen Runde aussetzen.
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Vorschaubild: Papiermühle mit Papiermacher beim Schöpfen aus der Bütte, 1568, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.
Textquelle:
Spiel gefunden in: Hundert ausgewählte Volks-Spiele der Deutschen: Nebst Uebungen im Schnellsprechen, belustigenden Fragen, deren Antworten und den amüsantesten, anständigen Auslösungen der Pfänder. Für lebensfrohe Gesellschaften, Erfurt: Hennings und Hopf, 1844, S.22 f. abgerufen von >https://www.google.de/books/edition/Hundertausgew%C3%A4hlte_Volks_Spiele_der_Deu
/YIxlAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=spiele&printsec=frontcover< am 27.07.2023;
neu aufbereitet von Carolin Eberhardt.