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Symbolon
Europas Kinder auf Reisen

Florian Russi

Die Menschen und die Götter – vielleicht ist das ein Symbol für den ewigen Widerstreit, die Ambivalenz in der Welt. Zeus grämt schon lange die Ferne zwischen Göttlichkeit und Menschheit, das Auseinanderdriften der einstigen Harmonie. Deshalb schickt er zwei seiner Söhne von Kreta aus quer durch Europa, um eine Art Götter- und Menschentag an einem Ort des Friedens einzuberufen und so das Schicksal des Kontinents in ein glückliches zu wenden und die alte Einheit wiederherzustellen. Dafür braucht er die Hilfe all seiner Götterkollegen, die den verschiedenen Völkern Europas heilig sind … Ein nur ansatzweise antiker Plot – Verweise auf die unmittelbare Gegenwart sind unübersehbar.

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Paris und Helena

Paris und Helena

Florian Russi

Ein solches Drama war nur in der Antike denkbar und auch damals schon ließ es sich nur durch die unmittelbare Einwirkung der Götter erklären. Etwa 13 Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung soll ein Liebeshandel einen folgenreichen Krieg ausgelöst haben. Fast alle griechischen Stämme brachen damals auf, um eine Stadt zu belagern und zu erobern: Troja, am Hellespont, in der heutigen Türkei gelegen. Der große griechische Dichter Homer hat in seinem Versepos „Ilias“ darüber berichtet. Mit diesem Werk prägte er für Generationen von Griechen die Vorstellungen über die Schwächen und Stärken von Göttern und Menschen.

Paris war ein trojanischer Prinz, Sohn des Fürsten Priamos und seiner Frau Hekabe. Eines Tages erschien der Götterbote Hermes vor ihm und forderte ihn auf, ein Urteil darüber zu sprechen, welche der drei großen Göttinnen – Hera (Frau des Zeus), Athene (Göttin der Weisheit) oder Aphrodite (sie ist uns als Göttin der Liebe und Schönheit zuvor begegnet), die schönste sei.

Paris entschied sich für Aphrodite, die ihm als Dank die schönste Frau der Welt versprochen hatte. Das rief den Zorn und die Eifersucht der beiden anderen Göttinnen hervor, die von nun an nicht nur zu Feindinnen des Paris, sondern auch seiner Heimatstadt Troja wurden.

Das Versprechen, das Aphrodite abgegeben hatte, war nicht einfach einzulösen. Die schönste Frau der damaligen Zeit hieß Helena und war mit dem Spartanerkönig Menelaos verheiratet. Paris musste sie entführen. Da rief Menelaos die anderen Griechenfürsten, die vorher ein Bündnis mit ihm geschlossen hatten, dazu auf, seine Ehre wiederherzustellen.

Erst nach zehnjähriger Belagerung und ständig wechselndem Kriegsglück, auf das immer wieder die Götter Einfluss nahmen, gelang den Griechen die Einnahme Trojas. Eine List des Odysseus („Trojanisches Pferd“) gab dabei den Ausschlag.

Troja wurde völlig zerstört. Wer konnte, floh aus der Stadt.

Nicht gut war es zuvor dem ergangen, der den blutigen Krieg ausgelöst hatte. Paris war von zwei vergifteten Pfeilen verwundet worden. Eiligst suchte er Zuflucht bei seiner früheren Frau Oinone, die er wegen Helena verlassen hatte und von der er wusste, dass sie ein Gegengift besaß. Doch die verweigerte ihm jede Hilfe und ließ ihn qualvoll sterben.

Ein Bruder des Paris mit Namen „Deiphobos“ („Fürchtegott“) nahm sich daraufhin Helenas an, bevor nach dem Fall Trojas ihr erster Ehemann Menelaos sie wieder in die Arme schließen konnte. Die beiden sollen, so berichtet die Sage, noch lange und glücklich miteinander gelebt haben.

Was auch heute an dieser Geschichte fasziniert, ist die Darstellung einer archaischen, aber uns nicht unbekannten Welt von Eitelkeiten, Rivalitäten, Kämpfen, Sturheit, Intrige und List, einem Bündel ungebremster Leidenschaften und eben auch der Liebe. Die aber war nur der Auslöser, nicht der Regisseur der Ereignisse.

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Bildquelle: 

Paris und Helena von Jacques-Louis David - Ursprung unbekannt, Gemeinfrei

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