Ihre Wurzeln liegen im Orient. Als Aphrodite begegnet sie uns im antiken Griechenland, unter ihrem römischen Namen Venus ist sie uns bis heute bestens vertraut.
Aphrodite/Venus war Göttin der Schönheit und der Liebe. Unzählige Male wurde sie gemalt, geformt und besungen. Unser Nachbarplanet hat nach ihr seinen Namen. Eine Liebesbeziehung ohne ihr Zutun war im Altertum nicht vorstellbar.
Sie war von edler und schöner Gestalt. Geboren wurde sie als Tochter des Himmelgottes Uranos. Doch der, den die griechische Mythologie als Stammvater der Titanen nennt, erlebte bei ihrer Zeugung keinen Akt der Liebe. Vielmehr gestaltete sich die Angelegenheit nach dem griechischen Dichter Hesiod folgendermaßen: Gemeinsam mit der Erdgöttin Gaia hatte Uranos einen Sohn namens Kronos. Der ließ sich von seiner Mutter dazu verleiten, seinem Vater mit einem Sichelhieb die Geschlechtsteile abzuschneiden. Anschließend warf er sie hinter sich ins Meer. Blut und Samen traten heraus und ließen das Wasser aufschäumen. Daraus wurde Aphrodite geboren. Der Windgeist Zephyr nahm sich ihrer an und führte sie zunächst zur Insel Kythera, dann nach Zypern, wo sie in der Nähe der Hafenstadt Paphos an Land ging.
Nach Homer war Aphrodite eine Tochter von Zeus und Dione, die wiederum eine Tochter des Uranos und der Gaia war. Von anderen Autoren wird berichtet, sie sei aus einer Muschel hervorgegangen (so hat sie der italienische Maler Botticelli (1455–1510) auf einem seiner berühmten Gemälde abgebildet). Nach wiederum anderer Darstellung war sie eine Tochter des Gottes Kronos.
Aus dieser Wirrnis lässt sich einerseits herleiten, dass die große Liebesgöttin ursprünglich nicht eine einzige Person war, sondern im Laufe der Zeit aus mehreren regionalen Gottheiten zusammengefügt wurde, anderseits, dass die Schöpfer der Mythen nicht wollten, dass eine so lebensbestimmende Gottheit wie Venus unter gewöhnlichen Bedingungen auf die Welt gekommen sein sollte.
Der Sage nach war sie mit Hephaistos, dem Gott des Feuers und Blitzes sowie der Schmiedekunst verheiratet. Ihr Mann war hässlich, doch die schönheitsliebende Aphrodite tröstete sich mit vielen attraktiven Göttern und Menschen.
Mit dem Kriegsgott Ares zeugte sie den männlichen Liebesgott Amor (griech. Eros). Vom Weingott Dionysos hatte sie den Sohn Priapos und mit dem Götterboten Hermes den Hermaphroditos. Priapos war der Gott der Fruchtbarkeit. Er lieh später dem Problem der Dauererektion (Priapismus) seinen Namen. Hermaphroditos ist bis heute der Namensgeber für Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht eindeutig zuordnen lassen (Hermaphroditen).
Bunt wie ihre Herkunft und ihre Liebschaften waren auch Auftreten und Handeln der Göttin. So soll sie viele Eifersuchten und sogar den trojanischen Krieg ausgelöst haben.
Ihre bedeutendsten Heiligtümer befanden sich auf der Insel Kythera, dem Berg Eryx (Sizilien) und bei Paphos auf Zypern. Dort, wie an anderen ihr geweihten Orten, so heißt es, soll ihr auch in Form der Tempelprostitution gehuldigt worden sein.
Der griechische Philosoph Plato unterschied zwischen der „himmlischen“ und der „volkstümlichen“ Aphrodite. An ihrem Beispiel wird deutlich, dass man schon im Altertum Probleme damit hatte, Ordnung in das Thema „Liebe“ zu bringen.
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Bildquelle:
Sandro Botticelli: Die Geburt der Venus, 1485 (Uffizien, Florenz) von Sandro Botticelli - Adjusted levels from File:Sandro Botticelli - La nascita di Venere - Google Art Project.jpg, originally from Google Art Project. Compression Photoshop level 9., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22...