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Katja Schmieder

Kennst du Edgar Allan Poe?

In dem Buch „Kennst du Edgar Allan Poe“ wird eine Unterhaltung mit dem berühmten Schriftsteller fingiert. Er redet mit dir über sein Leben und einige seiner Werke, auch über die erste Detektivgeschichte der Welt. Autorin Katja Schmieder lässt dich diese Begegnung erleben, als wärest du tatsächlich mal eben so in die Mitte des 19. Jahrhundert zurückgereist.

Fabeln

Fabeln

Florian Russi

Fabeln sind eine Literaturgattung, die schon im frühen Altertum, so im Volk der Sumerer, verbreitet war. Der Name stammt vom lateinischen Wort „Fabula“, das Erzählungen, Sagen oder Geschichten bedeutet. Fabeln wurden und werden in Versform oder in Prosa verfasst. Sie sind Kurzgeschichten und behandeln ein einziges Thema, an dessen Ende immer eine Moral, eine Lehre oder ein Denkanstoß stehen. Schon in der Antike waren sie ein beliebter Lehrstoff an Schulen.

Die Handelnden sind meist Tiere, seltener auch Menschen, Pflanzen oder Sachgegenstände. Sie tragen keine persönlichen Namen, sondern symbolisieren bestimmte Gattungen, Charaktere, Antriebe oder Leidenschaften, so heißt es z. B.: „Ein Esel und ein Fuchs hatten Freundschaft geschlossen“ (Äsop), „Auf einem Ast saß ein alter, aber gewitzter Hahn“ (La Fontaine) oder „Leise summend kam eine Fliege auf einen prächtigen Löwen zugeflogen“ (Äsop).

Der Löwe tritt dabei als König oder machtbesessen auf, der Fuchs als raffiniert und schlau, der Esel als uneinsichtig oder störrisch, das Lamm als friedlich und schutzbedürftig, der Wolf als böse und hinterlistig, die Maus als klein und schwach.
Es wird kein bestimmter Ort genannt, an dem die Handlung stattfindet. So heißt es nicht: in der Oase Siwa oder in Rüdesheim am Rhein, sondern: in einer Oase, Wüste oder Savanne bzw. an einem großen Fluss oder in einer Stadt. Grund dafür ist, dass die Fabel etwas ausdrücken will, was allgemein oder zumindest vielseitig gültig ist. Es geht um Ereignisse, die zwar von ihrem Hergang besonders typisch, markant oder lehrreich sind, aber überall stattfinden könnten.

In der Regel ist die Fabel dreistufig aufgebaut: Zunächst wird eine bestimmt Situation geschildert (1). Danach wird eine Frage aufgeworfen oder es kommt zu einem Problem, einem Streit oder zu einer besonderen Beziehung (2). In der dritten Stufe folgt dann eine Lösung bzw. ein Ergebnis (3).
In der Fabel vom „Kätzchen“ sind dies z. B.:
(1) Schiffe werden beladen und reisefertig gemacht.
(2) Kapitän und Schiffsjunge geraten aneinander.
(3) Es rächt sich, dass der Kapitän herzlos und uneinsichtig war.

In der Fabel vom Wolf und dem Lamm (Aesop) verzeichnen wir folgende Stufen:
(1) Wolf und Lamm trinken aus demselben Bach.
(2) Der Wolf macht dem Lamm Vorhaltungen, die es zurückweist.
(3) Der Wolf macht Gebrauch von seiner körperlichen Überlegenheit. Gewalt siegt über das Recht.

In La Fontaines Fabel „Der irdene und der eiserne Topf“ (www.deutschland-lese.de) sind die drei Folgen:
(1) Zwei Töpfe, einer aus Ton, der andere aus Eisen, stehen nebeneinander und langweilen sich.
(2) Der eiserne Topf überredet den irdenen, mit ihm auf Wanderschaft zu gehen.
(3) Es beweist sich, dass die beiden nicht zueinander passen.

Diese Dreistufigkeit durchzieht fast alle Fabeln. Das Ergebnis ist nicht immer eindeutig und auch nicht immer wünschenswert (siehe Wolf und Lamm). Stets aber enthält es einen Denkanstoß, eine Mahnung, eine Lehre, Einsicht oder einen Hinweis auf mögliche Folgen. Fabeln sind vielseitig angelegt und die Beschäftigung mit ihnen regt in hohem Maß das eigene Denken an.

Der bis heute bedeutendste Fabeldichter ist der Grieche Äsop, der um 600 v. Chr. lebte. Zu weltweiter Bedeutung gelangte auch der Franzose Jean de La Fontaine (1621 – 1695). In Deutschland machten sich Martin Luther (1483 – 1546), Hans Sachs(1494 – 1576), Christian Fürchtegott Gellert (1715 – 1769) und Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) als Fabeldichter einen Namen. Zu übernationaler Bedeutung gelangte auch der Russe Iwan A. Krylow (1769 – 1844), der über 200 Fabeln verfasst hat.

 

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Vorschaubild: wikimedia;  Wilhelm von Kaulbach: Illustration (1857) zu Goethes Reineke Fuchs - gemeinfrei

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