Weihnachten ist nicht nur das Fest zur Ehrung Christis Geburt, sondern auch ein traditionell familiäres Zusammentreffen in gemütlicher Atmosphäre und besinnlichem Lichterschein. Als Traditionsmerkmal des heidnischen Brauchtums hat sich ab der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts der Weihnachtsbaum in den Wohnstuben des deutschen Bürgertums etabliert. Der neuartige Brauch hatte infolgedessen vermehrt Einfluss auf die Entwicklung des Volksliedergutes. So wurde der geschmückte Weihnachtsbaum unter anderem in O Tannenbaum (1824) von Ernst Anschütz und Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen (1841) von Hermann Kletke besungen. Der Christbaum ist der schönste Baum entstammt der Feder des aus Nauheim stammenden evangelischen Theologen und Dichters Johannes Carl (1806-1887), der als Pfarrer in der Johanneskirche zu Hanau tätig war. Publiziert wurde der Text erstmalig 1875 in einem umfangreichen Band seiner gesammelten Gedichte. Die Melodie des Weihnachtsliedes stammt von dem Kantor Georg Eisenbach. Ursprünglich umfasste das Stück 12 Strophen.
Carolin Eberhardt
1. Strophe
Der Christbaum ist der schönste Baum,
den wir auf Erden kennen.
Im Garten klein, im engsten Raum,
wie lieblich blühtder Wunderbaum,
wenn seine Lichter brennen,
wenn seine Lichter brennen,
ja brennen.
2. Denn sieh, in dieser Wundernacht
ist einst der Herr geboren,
der Heiland, der uns selig macht.
Hätt' er den Himmel nicht gebracht,
wär' alle Welt verloren, verloren.
3. Doch nun ist Freud' und Seligkeit,
ist jede Nacht voll Kerzen.
Auch dir, mein Kind, ist das bereit't,
dein Jesus schenkt dir alles heut',
gern wohnt er dir im Herzen, im Herzen.
4. Strophe
O lass ihn ein, es ist kein Traum,
er wählt dein Herz zum Garten,
will pflanzen in den engen Raum
den allerschönsten Wunderbaum
und seiner treulich warten, ja warten.
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Vorschaubild: Bescherung unterm Weihnachtsbaum (um 1860), Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.
Noten gesetzt von Carolin Eberhardt.